Den Durchschnittsurlauber verschlägt es auf die Kanarischen Inseln, nach Italien oder vielleicht auch in die Türkei. Wer etwas über den Tellerrand hinausschaut, der fliegt in die USA und erkundet mit dem Mietwagen die Nationalparks entlang der Westküste. Aber eine Reise, wie sie der Klingberger Wolfgang Pistol angetreten hat, die macht ihm so schnell keiner nach.
Schon seit Jahren begibt er sich auf die Spurensuche nach den Meuterern von der Bounty. Die entstammen nämlich nicht der Phantasie, sondern der Realität. 1789 kam es auf der Schiffsreise nach Tahiti zur Meuterei auf dem englischen Schiff. „Die Meuterei hat sich im Wesentlichen so abgespielt, wie sie in den späteren Spielfilmen dargestellt wurde“, erklärt Wolfgang Pistol. Die Royal Navy wollte es sich natürlich nicht gefallen lassen, dass Meuterer eines ihrer Schiffe entwendeten und schickte ein Suchschiff los. Allerdings blieb die Suche erfolglos. Erst 1806 wurden die Meuterer eher zufällig entdeckt, als ein amerikanisches Walfängerschiff die Insel Pitcairn anlief, um seine Wasservorräte aufzustocken. Dabei dürfte es kaum einen einsameren Ort als die 4,5 Quadratkilometer große Insel mit im Ozean geben, denn Pitcairn liegt 5.500 Kilometer von Neuseeland, sowie jeweils 2.000 Kilometer von Tahiti und den Osterinseln entfernt.
„Den Walfängern gaben sich die Meuterer und deren Nachkommen allerdings zu erkennen – und die staunten nicht schlecht, dass die Inselbewohner englisch sprachen“, erklärt Wolfgang Pistol.
Die Meuterer, mit ihrem Anführer Fletcher Christian hatten nach der Meuterei auf Tahiti 12 Frauen an Bord genommen und waren dann zur Insel Pitcairn gesegelt, wo sie 1790 die Bounty aus Furcht vor Entdeckung vor der Insel auf die Felsen segelten und alles brauchbare von Bord brachten, bevor sie das Segelschiff in Brand steckten.
Wolfgang Pistol hat sich auf Spurensuche begeben und hat die beschwerliche Reise auf sich genommen, um die Insel persönlich zu besuchen. An Bord eines viermal jährlich von Neuseeland fahrenden Versorgungsschiffes gelangte er zu den 49 Nachfahren der Meuterer, die dort noch Heute leben. „2010 verbrachte ich drei Tage auf der Insel. 2014 wurde ich dann zum 200. Geburtstag von Fletcher Christian eingeladen und blieb für elf Tage, bevor das Versorgungsschiff wieder auslief“, erinnert er sich. Dabei ist es gar nicht so einfach auch wirklich an Land zu gelangen, denn die Insel verfügt weder über einen Hafen noch über eine Landepiste für ein Flugzeug. Hätte das Wetter umgeschlagen, während er an Land war, so hätte er in der Karibik bleiben müssen, bis das Versorgungsschiff Monate später erneut vor der Insel vor Anker gehen würde. Und das obwohl es außer einer Krankenschwester zum Beispiel keine medizinische Versorgung gibt. „Dort sollte man eben nicht krank werden“, scherzt Wolfgang Pistol, der weiß, dass die Inselbewohner eigentlich ganz andere Sorgen plagen, denn ihre Kinder müssen die Insel verlassen, um die höhere Schule zu besuchen. Auf dem Festland lernen sie dann die Vorzüge großer Städte kennen und so mancher gebürtige Insulaner kehrt Pitcairn für immer den Rücken, so dass die Bewohner befürchten, dass am Ende nur noch die Alten auf der Insel zurück bleiben. Auch Wolfgang Pistol wird die Insel nicht erneut besuchen, doch von seinen beiden Reisen hat er neben zahlreichen Erinnerungen, Fotos und einem Film auch die Landesflagge und ein von Lenn Brown, einem Nachfahren des Gärtners der Bounty, geschnitztes Modell der Bounty mitgebracht.
Für alle, die noch mehr über die Nachfahren der Meuterer der Bounty erfahren möchten, hat Wolfgang Pistol ein Buch geschrieben. Auf 195 Seiten wird die Geschichte von der Vergangenheit bis zur Gegenwart lebendig. Das Buch kostet 15 Euro und kann bei Wolfgang Pistol (Tel. 04524/74638) erworben werden.