Jetzt ist es raus: Das Land Schleswig-Holstein will eine Bahntrasse für Güterzüge aus Schweden und Dänemark an der A 1 ausbauen. Wo heute noch Rapsfelder blühen und uralte Wälder stehen, wird eine Trasse für den internationalen Güterzugverkehr die Landschaft zerschneiden und manchem Anwohner das Leben zur Hölle machen - falls man sich nicht doch noch eines Besseren besinnt. In Dänemark warnen die Verkehrsexperten mittlerweile davor, dass der geplante Belttunnel zum Milliardengrab werden könnte. Zwar sind die Dänen angeblich immer noch mehrheitlich für den Tunnel. „Man hat ihnen aber nie die ganze Wahrheit erzählt“, meint Knud Erik Andersen, ehemals leitender Beamter der obersten dänischen Verkehrsbehörde. Die Ostholsteiner blicken der Wahrheit besorgt entgegen. Denn wo immer auch die Bahn ihre Schienen verlegen wird, die megalangen Güterzüge würden nicht nur die Region zerstören, sie würden auch einen Lärmpegel erzeugen, der nachweislich krank macht: mit bis zu 102 Dezibel wird gerechnet.
Wie auch immer die Planung aussehen mag: „Es gibt keine raumverträgliche Güterzugtrasse in Ostholstein“, betont die Allianz der zahlreichen Bürgerinitiativen gegen die Feste Fehmarnbelt-Querung (FFBQ). Angesichts des drohenden Szenarios haben immer weniger Anwohner die Ruhe weg. Zu groß ist die Verunsicherung über die bevorstehenden Baumaßnahmen und die befürchteten Effekte. Deshalb folgten auch wieder zahlreiche Bürger dem jüngsten Aufruf zu einer friedlichen Demonstration gegen den Bahnlärm am 30. April im Karkstieg von Haffkrug. Mit einer eindrucksvollen Lärmdemonstration simulierten die Organisatoren der Demo am „International Noise Awareness Day“ den Geräuschpegel der über die Gleise donnernden Güterzüge. Michael Dietz von der Bürgerinitiative KGBV - „Kein Güter-Bahnverkehr durch die Badeorte der Lübecker Bucht“ - konnte Lärmspitzen bis zu 120 Dezibel messen. „Das ist ein Geräuschpegel, der gesundheitsschädlich ist“, erklärt er. „Selbst wenn man nachts schläft, reagiert der Körper im Unterbewusstsein auf Geräusche. Der Blutdruck steigt, und auf lange Sicht wird man krank.“
Die GRÜNEN sehen die gesamte Planung für die FFBQ kritisch und stellen im Rahmen einer Informationsveranstaltung am 11. Mai um 19.00 Uhr im Scharbeutzer Kurparkhaus die Europäische Verkehrspolitik auf den Prüfstand. Der Europaabgeordnete Michael Cramer fürchtet: „Die sechs Milliarden Euro teure Betonröhre wird sich niemals refinanzieren, und der Ausstoß von zwei Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid beim Bau des Tunnels ist eine riesige Umweltverschmutzung.“ - Der Schleswig-Holsteinische Bundestagsabgeordnete der GRÜNEN, Konstantin von Notz, wird über die Risiken des Belttunnels informieren - und er will die Befürworter der Beltquerung auffordern, endlich darzulegen, woher denn die finanziellen MIttel kommen sollen.
Am 14. Mai veranstaltet die SPD-Arbeitsgemeinschaft „60plus Ostholstein“ eine Fahrt mit einer Scandlines-Fähre zwischen Puttgarden und Rødby. Während der Überfahrt wird es Gespräche mit Konzernbetriebsrat Bernd Friedrichs und Informationen zum Thema Feste Fehmarnbeltquerung geben.
Am 26. Mai werden der Scharbeutzer Bürgermeister Volker Owerien und die Rechtsanwältin Dr. Michèle John über die Ergebnisse des Raumordnungsverfahrens berichten. Von der derzeitigen Trassenlösung sind vor allem Bewohner im Hinterland betroffen. Mit Klagen der Naturschützer ist zu rechnen. Die Informationsveranstaltung findet um 19.00 Uhr in der Christian-Klees-Halle der Jugendherberge von Scharbeutz in der Strandallee 98 statt. Eine Ausfertigung des raumordnerischen Abschlusses mit den dazu gehörigen Karten liegt in der Zeit vom 22. Mai bis 23. Juni (einen Monat) bei der Gemeindeverwaltung Scharbeutz im Bürgerhaus, Haus A, 2. OG, Zimmer 205, aus. Parallel dazu kann der Abschluss auch auf dem Online-Portal www.schleswig-holstein.de/raumordnungsverfahren bis Ende Juni 2014 eingesehen werden.