Äste fliegen durch die Luft, Wellen peitschen an den Strand, irgendwo treibt ein Strandkorb in Richtung Promenade: Land unter an der Ostseeküste. Auch im Niendorfer Hafen steht das Wasser knietief auf den Wegen. Dabei wollte man eigentlich genau an diesem Wochenende, vom 20. bis 22. Oktober, das große Herbstfest feiern. Das wird nun um eine Woche verschoben, und hier hat man zum Glück auch rechtzeitig reagiert. Das war wohl nicht überall so. Viele fühlten sich von der Sturmflut überrascht, und es ist auch einiges passiert, was man hätte vermeiden können. Bei 1,80 Meter Wasserstand über normal war die Empfehlung: „bleibt lieber zu Hause!“
„Das Wasser kommt!“ - So die späte Warnung, als die Wellen über das Ufer drangen und die Strandpromenaden überspülten. Am Nachmittag des 20. Oktober standen dann auch schon die Straßen am Hafen unter Wasser. Und das sollte noch nicht mal alles gewesen sein: Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie prophezeite für die Nacht an der Kieler und der Lübecker Bucht einen Höhepunkt der schweren Sturmflut. Die Bewohner der betroffenen Gebiete reagierten schnell: Einige sicherten Ihre Geschäfte und Häuser in Strandnähe mit Sandsäcken, andere schickten einen Notruf an das Technische Hilfswerk und die Einsatzkräfte der Gemeinden. Die zeigten sich ihrer besten Seite: „Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung, die den ganzen gestrigen Tag und die Nacht über im Einsatz waren, um die Gemeinde zu sichern und das Schlimmste abzuwenden“, lobte Timmendorfs Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke bei „Facebook“ den engagierten Einsatz.
So ging dieser Sturmtag an der Küste der Lübecker Bucht relativ glimpflich aus. Probleme gab es mit den zahlreichen entwurzelten Bäumen und abgebrochenen Ästen, wobei es sogar einen Todesfall gab, als ein vom Sturm umgewehter Baum in Kiel eine Frau erschlug. Stark betroffen war auch der Yachthafen von Kiel/Schilksee. Rund 400 Segelyachten lagen noch im Hafen, als der Sturm mit heftigen Böen zuschlug. Die meisten erlitten starke Schäden. Getroffen hat es auch die Gebäude in Hafennähe. Insgesamt werden die Sturmschäden auf eine dreistellige Millionensumme geschätzt.
Der Sturm hat sich zurückgezogen. Alles wieder ruhig an der Küste, und auch die Spuren der Zerstörung sind weitgehend beseitigt. Nach rund 110 Feuerwehr-Einsätzen in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, mit einem Schwerpunkt in Damp, wo vor allem die Reha-Klinik gesichert werden musste, darf man jetzt wieder aufatmen. Allerdings wird der 20. Oktober 2023 wohl in die Geschichte eingehen, mit einer der schwersten Sturmfluten des Jahrhunderts.