Die Frage stellt sich seit geraumer Zeit. Seit April 2016 wird das Timmendorfer Eislauf- und Tenniscentrum (ETC) von der Gemeinde betrieben, nachdem der bisherige Pachtvertrag ausgelaufen war. Jetzt muss saniert werden, für netto rund 5,7 Millionen Euro. Ob der ETC diese Summe wert ist, entscheiden die Bürger in einer Abstimmung am 26. Februar.
„Same procedure as 2004“, meinen Eingeweihte mit einer guten Portion Sarkasmus: Schon damals stand alles auf der Kippe, nachdem die Gemeindevertretung entschieden hatte, die Halle zu schließen und womöglich abreißen zu lassen. Damals setzten die Vereinsmitglieder des Eishockeyclubs einen Bürgerentscheid durch - und gewannen haushoch: 74% der beteiligten Timmendorfer stimmten für den Erhalt.
Tatsächlich ist für viele Einheimische die Eishalle nicht mehr aus dem Ortsgeschehen wegzudenken. Der Eishockey-Verein EHCT hat rund 400 aktive Mitglieder; neun Mannschaften gehören dazu, von den Kleinstschülern bis zur ersten Mannschaft, die in der Oberliga Nord spielt.
Von Dezember bis März bietet die Gemeinde jeweils 25 Stunden in der Woche den begeisterten Kufenflitzern öffentliches Eislaufen an. Und alle zwei Wochen wirbeln die Kids bei der Eisdisco über die glitzernde Fläche im mittlerweile schon traditionsreichen Gebäude im Kurpark.
Eishockey hat hier Tradition: die „Beach Boys“ spielen in der Eishockey-Oberligamannschaft und haben schon so manche spannende Begegnung aufs Eis gebracht. vergessende die Zeiten, als Stars wie Kerry Goulet, Mark McKay, Marvin Glaser, Jeff Tomlinson und Henry Thom die Massen begeisterten, als der ECT ganz oben auf der Erfolgswelle schwamm. Die Popularität hat seitdem nicht nachgelassen, wenn es auch eine schwierige Phase gab, nachdem der bisherige Pächter gekündigt hatte. Nun ist die Gemeinde Betreiber des ETC und steht vor der Aufgabe, 6,8 Millionen Euro brutto für die Sanierung der maroden Halle aufzubringen.
Für die Halle spricht ihre Bedeutung vor allem für die Jugend. Entsprechend positiv war das Ergebnis der speziellen Jugendbefragung: von den 570 angeschriebenen Jugendlichen ab sechs Jahren beteiligten sich 458, davon sprachen sich 423 für den Erhalt des ETC aus, wie die Auszählung am 15. Dezember ergab. Gute Aussichten für die Befürworter - gäbe es da nicht noch interne Probleme. Nach etlichen Querelen innerhalb des Vereins ist der Vereinsvorsitzende Hans Meyer nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten; ein Nachfolger soll innerhalb der nächsten Wochen in einer Mitgliederversammlung gewählt werden.
Allen Schwierigkeiten zum Trotz bleibt der Einsatz der Eischokiey-Fans ungebrochen. Am Montag, den 26. Dezember, marschierten mehr als hundert Unterstützer mit Plakaten vom Bahnhof aus durch Timmendorfer Strand, unter ihnen die Spieler der Hamburger „Crocodiles“, die in der kurz darauf folgenden Begegnung mit den Gastgebern, den „Beach Boys“, klar unterlegen waren: Nach 63 dramatischen Spielminuten hatte Eishockey-Oberligist EHC Timmendorf den haushohen Favoriten Hamburg Crocodiles vor der Rekordkulisse von 1089 Fans mit 4:3 (2:1, 0:1, 1:1, 1:0) souverän besiegt. Dafür gab’s Jubel auf den Tribünen, und Timmendorfs Eishockeymannschaft ist wieder hoch motiviert. Mit dem neuen Schwung des überraschenden Heimerfolges ging es dann am nächsten Wochende richtig zur Sache: Mit 6:2 (4:1, 1:1, 1:0) setzte sich das Team von der Ostsee in der Hauptstadt gegen FASS Berlin durch - derzeit Schlusslicht der Eshockey-Oberliga.
Ob der Eishockey-Club Timmedorfer Strand (EHCT) weiterhin auf spektakuläre Siege hoffen darf, werden letztlich die Timmendorfer entschieden.
Im Februar geht’s um’s Ganze: von 8864 wahlberechtigen Einwohnern müssen mindestens 20 Prozent (1773) an dem Bürgerentscheid teilnehmen und mindestens 887 für den Erhalt des ETC stimmen. „Sind Sie für den Erhalt der Timmendorfer Eis- und Tennishalle?“ lautet die klar formulierte Abstimmungsfrage. Ab Mitte Januar startet eine Kampagne, an der sich jeder Fan zum Beispiel durch den Kauf eines Retter-T-Shirts beteiligen kann.