„Sie sind wieder da“, freuen sich die Travemünder und ihre Stammgäste. Nach der Pandemie-Pause im vergangenen Jahr startete am Freitag, den 23. Juli, die 132. Travemünder Woche. Pünktlich um 18.00 Uhr gab Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau das traditionelle Signal: „Heißt Flagge“, rief er in die Runde - und diesmal waren nur 100 Gäste anwesend, die dann auch auf übliche Wasserfontänen und Musik verzichten mussten. Nach wie vor gilt das Prinzip der Vorsicht: Auf die üblichen Programm-Highlights rund um das Segel-Event hat man diesmal verzichtet; wer auf das Gelände will, der checkt mit QR-Code ein, jeder Winkel, jeder Eingang wird von Security überwacht. Das Schönste ist der Blick aufs Meer: Segler auf See bei frischer Ostseebrise - ein Genuss mit Tradition.
Insgesamt 1350 Segler gehen an den Start und melden sich unter den üblichen Vorsichtsmaßnahmen an. Neben dem Grünstrand, an dem sich 200 Segler registrieren, sind sie auf der Tornado-Wiese, am Passathafen und am Priwallstrand, wobei darauf geachtet wird, dass die Anzahl der Personen in einem pandemie-gerechten Rahmen bleibt. Alles unter Kontrolle - bis auf das Wetter. Eine klare Linie ist in den kommenden zehn Tagen laut Vorhersage nicht zu erwarten, stattdessen ein Mix aus unterschiedlichsten Wetterlagen. „Wir erwarten beide Extreme – wenig bis zu wenig Wind und viel bis eventuell zu viel. In der Mitte wird wenig dabei sein“, kündigt Sebastian Wache, Diplom-Meteorologe beim Wetterdienst Wetterwelt aus Kiel. Seine Wettervorhersage für die Travemünder Woche verspricht vor allem eines: Abwechslung. Interessant wird die Wetterlage laut dem Meteorologen am ersten Sonntag der Travemünder Woche. Konkret bedeutet das, dass es wechselhaft wird, voraussichtlich teilweise nass und eventuell auch gewittrig. Was für die Seglerinnen und Segler allerdings viel entscheidender ist: Vermutlich bricht der Wind ein. Der Blick voraus auf den weiteren Verlauf der Travemünder Woche zeigt dagegen Tendenzen in die komplett andere Richtung. „Ab Mittwoch bis Ende der Woche ist stärkerer Wind möglich“, so Wache. Wenig Wind oder viel, dazwischen nichts – so sieht die Prognose für das Segelwetter der 132. Travemünder Woche aus.
Ob Wind, Sonne, Regen: die Segler sind glücklich, dabei zu sein. Nach der bereits am Samstag gestarteten Inklusions-Weltmeisterschaft der RS Venture Connect gingen am Sonntag die jugendlichen Segler der in Travemünde bereits weithin bekannten RS Feva an den Start. „Für die WM der RS Feva müssen wir zugeben, dass es eher eine Europameisterschaft ist. Die Corona-Auflagen sorgen dafür, dass die potenziellen Teilnehmer aus Übersee in diesem Jahr nicht anreisen. Wir haben auch überlegt, ob wir die WM um ein weiteres Jahr verschieben sollten. Aber nach der Verschiebung von 2020 mussten wir jetzt ein Zeichen setzen. Mit 100 teilnehmenden Teams ist dann ein sehr gutes Feld zusammengekommen“, berichtet der Hamburger RS-Importeur Christian Brandt. „Und es sind so viele Deutsche dabei wie noch nie. Das freut mich natürlich sehr.“
Laut Brandt hat sich die Klasse in den vergangenen zwei, drei Jahren in Deutschland sehr gut entwickelt. Hotspots sind im Norden Plön und Kiel, im Westen Düsseldorf und im Süden am Ammersee. „Der RS Feva ist gut geeignet, um die Kinder nach dem Opti bei der Stange zu halten. Das funktioniert derzeit insgesamt sehr gut, da viel mehr Vereine dabei sind.“ Die deutschen Starter können sich zur Travemünder Woche mit Teilnehmern aus elf Nationen messen. Die stärksten Flotten stellen die Niederlande, Tschechien und Italien.
Beim Schüler Ruder- und Segler-Verein Plön ist die Vorfreude groß für die Weltmeisterschaft der RS Feva. Die junge Gruppe stellt mit sieben Teams die größte Vereinsflotte bei diesen Titelkämpfen – und das, obwohl sich der Verein gerade erst auf die Nachwuchsskiffs fokussiert hat. Zu dieser Saison wurde die Feva-Flotte am Plöner See auf nunmehr neun Boote aufgestockt. Damit ist das idyllisch gelegene Vereinsgelände in Sichtweite des Plöner Schlosses der deutsche Hotspot der Klasse. Anlass für den Umbau der Vereinsflotte war die Travemünder Woche. SRSV-Segler Mats Krüss wurde vor zwei Jahren vor Travemünde Deutscher Jüngstenmeister in der Teeny-Klasse. Als er dann wenig später hörte, dass die WM der Fevas zur TW ausgesegelt werden sollte, wollte er unbedingt dabei sein. Die Anfrage beim Club, ob es möglich sei, eines der bereits vorhandenen Boote zu chartern, mündete in der Neuanschaffung von vier Fevas durch den Club. Daraus entwickelte sich das Projekt WM-Teilnahme im SRSV. Nun hat sich Trainer Klaus-Dieter Seelig mit 14 Jugendlichen auf dem Grünstrand eingerichtet, um in das Abenteuer der globalen Titelkämpfe zu starten. In der Vorbereitung auf die WM agierten die Plöner nicht nur für sich, sondern schlossen sich mit den anderen Vereinen aus Schleswig-Holstein auch zu einem Trainingslager an der Schlei zusammen, das vom Landesverband SVSH organisiert wurde. Damit gab es zumindest einen lokalen Leistungsvergleich. Wie es im Vergleich zur internationalen Konkurrenz aussehen wird, ist noch eine große Unbekannte.
Ganz anders als gewohnt und somit ebenfalls recht spannend ist diesmal das Land-Programm. Um Menschenansammlungen so weit wie möglich zu vermeiden, liegt der Fokus ganz klar auf dem sportlichen Part. Aber so ganz müssen die TW-Besucher nicht auf die Events rund um den Sport verzichten. Einen Anlaufpunkt bietet der Holsten Ankerplatz an der Nordermole mit einem kulinarischen Angebot sowie abendlichen Konzerten auf der benachbarten Stadtwerke Lübeck Bühne am Strand. Mit loungiger Atmosphäre und Blick auf die Ostsee lädt der Holsten Ankerplatz ein, bei einem Getränk und Fish and Chips zu verweilen. Das Musikprogramm auf der Bühne deckt verschiedene Genres ab. Der Zugang zum Areal mit Ankerplatz und Bühne ist begrenzt auf 400 Personen mit Luca-App. Weitere Stände mit deftigen und süßen Leckereien unterschiedlichster Art stehen entlang der Strandpromenade bis zum Fontänenfeld. Statt der in der Vorjahren üblichen allabendlichen Laser- und Pyroshow an der Passat taucht die Viermastbark in diesem Jahr täglich ab 22 Uhr dezenter in buntes Licht. Mit wechselnden Farben, Lichtern und in den Himmel weisenden Strahlen wird das Schiff für rund zwei Stunden zum farbenfrohen Hingucker, wenn an der Promenade schon die nächtliche Ruhe eingekehrt ist. Die Areale der TW haben täglich von 12 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Das komplette Programm der 132. Travemünder Woche finden Sie unter www.travemuender-woche.com