Ein verträumtes Fischerdorf, umgeben von Wäldern. Das war Timmendorfer Strand, bevor es als Kleinod von ruhesuchenden Städtern entdeckt wurde. Wie sich das Dorf zum renommierten Ostseebad entwickelt hat, kann man jetzt anhand von ausdrucksvollen Fotos nachvollziehen, im frisch eröffneten Gemeindearchiv im „Strohdachhaus“.
Wie war das, damals in Timmendorfer Strand, als die ersten Badegäste kamen? Was machten Eisbär und Micky Maus zwischen den Strandbesuchern? Wer hat nach dem Krieg in der Fußballmannschaft des NTSV mitgespielt? Wie sahen die Seebrücken oder das Seeschlösschen früher aus? Fragen über Fragen, die sich mancher vielleicht stellt und die jetzt wie auch viele andere beantwortet werden können.
Nach zehn Jahren umfangreicher Arbeit unter Federführung von Dr. Heiner Herde wurde Mitte Juni das Gemeindearchiv offiziell eröffnet. Betreut wird das „Gedächtnis der Gemeinde“ im Strohdachhaus am Saunaring von Melanie Zühlke, die zunächst für ein Jahr dort hauptamtlich arbeitet. Immer montags und donnerstags von 10.00 bis 11.00 Uhr oder nach Vereinbarung steht sie persönlich für Auskünfte zur Verfügung. Online bietet einen ersten Eindruck die Internetseite: www.gemeindearchiv.org.
Gestöbert werden kann bereits in einem umfangreichen Bildarchiv und in der Bibliothek. Dank Dr. Herde verfügt das Archiv über eine Bildersammlung, die über 10.000 Fotos, Ansichtskarten und Dias umfasst, wobei der gesamte Bestand inzwischen digitalisiert vorliegt. „Dank einer Recherche-Software kann so nach Schlagworten gesucht werden“, ergänzt Melanie Zühlke.
Das neue Gemeindearchiv soll nach und nach um die Akten und Dokumente der Gemeindeverwaltung ergänzt werden, deren Aufbewahrungsfrist abgelaufen sind. „Die Archivierung und Digitalisierung wird erneut ein erhebliches Stück Arbeit sein und viel Zeit kosten“, weiß Dr. Herde aus Erfahrung.
Das 2005 vom damaligen Bürgermeister Volker Popp initiierte und von Dr. Heiner Herde ehrenamtlich betreute Heimatarchiv war eine Herzensangelegenheit von Otto Rönnpag gewesen, dem einstigen Leiter der „Arbeitsgemeinschaft Gemeindechronik“. Seine Forschungsarbeiten und Sammlungen, aber auch die anderer Heimatforscher wie Heinrich Lunau, Walther Hauffe und Emil Becker bilden den Grundstock.
Vor zehn Jahren standen Dr. Herde und Volker Popp aber erst einmal in einem „kleinen Kabuff“, wie Dr. Herde es ausdrückt, im Strohdachhaus, das vollgestopft war mit Ordnern, Akten und Kartons voller Papiere und Bilder. „Wir wussten erst einmal gar nicht, wie man das alles jemals ordnen sollte“, erinnert sich Dr. Herde. Heute kann sich das Ergebnis sehen lassen.
So richtete Bürgermeisterin Hatice Kara ihren ausdrücklichen Dank an Dr. Heiner Herde, der nicht nur Dankesworte erhielt, sondern als ein Präsent auch einen Gutschein für Veranstaltungen des Schleswig-Holstein Musik-Festivals. Einen weiteren Dank richtet sie an die Politik. „Es ist in Zeiten knapper Kassen sicherlich keine Selbstverständlichkeit, dass entsprechende Gelder für Sachmittel und Personal bereitgestellt werden. Doch das zeugt auch davon, dass es allen Entscheidungsträgern ein wichtiges Anliegen ist, die Geschichte der Gemeinde Timmendorfer Strand und ihrer Rechtsvorgänger zu sichern und für die Nachwelt zu bewahren.“
Dem schloss sich Dr. Herde an und erwähnte zusätzlich Hauptamtsleiter Martin Scheel. „Er hat das Projekt von Beginn an begeistert begleitet, dafür gesorgt, dass immer wieder finanzielle Mittel zur Verfügung standen und letztendlich, dass das Archiv nach der Sanierung des Strohdachhauses hier wieder einziehen konnte“, so Dr. Herde.
„Es soll ein lebendiges und offenes Archiv sein“, formuliert Bürgermeisterin Hatice Kara die Ausrichtung der neuen gemeindlichen Institution.
Außerdem würde das Gemeindearchiv gerne dauerhaft oder zeitlich begrenzt Vereins-, Firmen- und private Sammlungen übernehmen. Interessant sind dabei Zeitdokumente aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Besonders erwünscht sind neben weiteren Bild- und/oder Textdokumenten aus Timmendorfer Strand und Niendorf auch solche aus den Ortsteilen Klein und Groß Timmendorf, Hemmelsdorf und Oeverdiek. „Davon haben wir noch nicht so viel“, sagt Melanie Zühlke.
Freuen würde sie sich das Team des Gemeindearchivs auch über tatkräftige Unterstützung beispielsweise beim Pflegen des digitalen Zeitungsarchivs, Erstellen einer Literaturliste und Ergänzen des Bildbestands um Informationen zu den abgebildeten Gebäuden.
Bei Interesse kann man mit Melanie Zühlke Kontakt aufnehmen, entweder unter Telefon 04503/70 35-819 (montags bis donnerstags vormittags) oder mit einer E-Mail-Nachricht an m.zuehlke@gemeindearchiv.org.