Segeln & Feiern: Start in die 135. Travemünder Woche

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Glückliche Gesichter zur Eröffnung der Travemünder Woche (von links): boot-Director Petros Michelidakis, der LYC-Vorsitzende Lutz Kleinfeldt, Lübecks stellvertretende Bürgermeisterin Joanna Hagen, Karolina Schlaefer, TW-Sportdirektor Jens Kath, Moritz Thiel und SH-Finanzministerin Monika Heinold. Foto: segel-bilder.de

Wenn sich in Tra­ve­mün­de all­jähr­lich das Who is Who des inter­na­tio­na­len Segel­sports trifft, erle­ben die Fans und vie­le Gäs­te mit­rei­ßen­de Ren­nen auf den Wel­len der Ost­see. Vom 19. bis 28. Juli 2024 sind Span­nung und Spaß garan­tiert: Rund um das Segeln gibt es ein span­nen­des Pro­gramm: Ver­ei­ne und Ver­bän­de haben per­fek­te Unter­hal­tung organisiert.

Im schöns­ten Son­nen­schein mit einer leich­ten Bri­se im Gesicht, die die Tra­ve hin­auf blies, eröff­ne­ten die Schirm­her­rin der Tra­ve­mün­der Woche, Schles­wig-Hol­steins Finanz­mi­nis­te­rin Moni­ka Hein­old, gemein­sam mit Joan­na Hagen, Lübecks stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin, die 135. Auf­la­ge der Regat­ta- und Fes­ti­val­wo­che. Pünkt­lich um 18 Uhr am 19. Juli konn­te Joan­na Hagen, die den erkrank­ten Bür­ger­meis­ter Jan Lin­den­au ver­trat, das Signal „Heißt Flag­ge“ geben. Zuvor hat­ten die Ver­tre­ter von Stadt und Land, dem Haupt­ver­an­stal­ter Lübe­cker Yacht-Club sowie dem TW-Part­ner boot Düs­sel­dorf Ein­bli­cke in die Ver­an­stal­tung gegeben.

Die Eröff­nung der Tra­ve­mün­der Woche ist stets ein gro­ßer Anzie­hungs­ma­gnet mit poli­ti­scher und sport­li­cher Pro­mi­nenz. Foto: segel-bilder.de

Mit Welt­meis­ter­schaf­ten, Euro­pa­meis­ter­schaf­ten sowie deut­schen Titel­kämp­fen bie­tet die Tra­ve­mün­der Woche abso­lu­ten Spit­zen­sport auf. Und die Regat­ten prä­sen­tie­ren die gan­ze Palet­te des Segel­sports: Hoch­mo­der­ne Klas­sen sind eben­so ver­tre­ten wie his­to­ri­sche Jol­len und Yach­ten, auf­stre­ben­de Ath­le­ten kämp­fen um Titel und erfah­re­ne Sport­ler genie­ßen ihre Auf­trit­te auf der Regattabahn.
Eine beson­de­re Rol­le spie­len auch dies­mal die Dra­chen. Die Tra­di­ti­ons-Seg­ler haben die Lübe­cker Bucht als her­aus­ra­gen­des Segel­re­vier wie­der­ent­deckt. Nach der Aus­tra­gung der Deut­schen Meis­ter­schaft zur Tra­ve­mün­der Woche im ver­gan­ge­nen Jahr kommt die ehe­mals als Königs­klas­se bekann­te Klas­se nun mit dem zwei­ten Act in ihrem Grand-Prix-Cir­cuit wie­der und beschert der Regat­ta­wo­che damit den Auf­tritt inter­na­tio­na­ler Segelpersönlichkeiten.

Das Feu­er­lösch­boot „Sena­tor Emil Peters“ wird ein letz­tes Mal zur Tra­ve­mün­der Woche erwar­tet. Foto: segel-bilder.de

Tra­ve­mün­de war über vie­le Jahr­zehn­te ein wich­ti­ger Part im Regat­ta­ka­len­der. 1938 wur­de erst­mals der Gold­po­kal, die wich­tigs­te Regat­ta der Klas­se, in der Lübe­cker Bucht aus­ge­tra­gen. Es folg­ten bis 1989 fünf wei­te­re Regat­ten um den Gold­po­kal vor Tra­ve­mün­de. Danach gab es eine lan­ge Pau­se in der Bezie­hung der Königs­klas­se mit der Köni­gin der Han­se. Erst im ver­gan­ge­nen Jahr fei­er­ten die Dra­chen mit der Aus­tra­gung der Deut­schen Meis­ter­schaft ihr Tra­ve­mün­de-Come­back und packen mit dem Grand Prix noch einen drauf. Die Serie, die von Ita­li­en über Deutsch­land nach Irland führt und zum Fina­le wie­der in Ita­li­en gas­tiert, star­te­te im Früh­jahr auf dem Gar­da­see und kommt mit dem zwei­ten Jah­res­auf­tritt zur Tra­ve­mün­der Woche.
Eben­so inter­es­sant ist die Geschich­te der Inter­na­tio­nal Canoe (IC): Hier geht es um eine der ältes­ten Segel­tro­phä­en der Welt. Die Ursprün­ge gehen in die 1860er Jah­re zurück. Damals bestück­te der schot­ti­sche Rei­se-Schrift­stel­ler John Mac­Gre­gor sein Kajak mit einem Rigg, pad­del­te und segel­te mit sei­nem „Rob Roy“ genann­ten Gefährt über die Flüs­se und Seen Europas.

Eröffnungs-Zeremonie rund um die berühmte Vier­mast­bark „Pas­sat“: Seg­ler aus aller Welt und jeder Klas­se tref­fen sich bei der 135. Travemünder Woche Foto: segel-bilder.de

Von Euro­pa schwapp­te die Idee des segeln­den Kanus in die USA hin­über. Am Lake Geor­ge im Staa­te New York, öst­lich der gro­ßen Seen, grün­de­te sich 1880 der ame­ri­ka­ni­sche Kanu­ver­band. Zu den Events kamen auch Kana­di­er, und aus den Ereig­nis­sen für Tou­ren-Kanu­ten wur­den immer mehr Wett­be­wer­be, in denen sich die Sport­ler im Pad­deln und Segeln bewei­sen mussten.
Die­se ers­ten Wett­be­wer­be mün­de­ten schließ­lich 1886 in einem Natio­nen-Wett­kampf um die New York Canoe Club Chall­enge Tro­phy. Die Seg­ler tra­ten in ver­schie­de­nen, segeln­den Kanus gegen­ein­an­der an, so dass Regat­ta nicht nur ein sport­li­cher Wett­streit, son­dern auch einer der Boots­kon­struk­teu­re wur­de. I Vor Tra­ve­mün­de wird die Tro­phäe in ihrer 138-jäh­ri­gen Geschich­te nun zum 30. Mal ver­ge­ben. Und die Deut­schen wol­len erst­mals ins Gesche­hen ein­grei­fen. Die New York Canoe Club Chall­enge Tro­phy soll zur Tra­ve­mün­der Woche auf dem Media Race Cour­se dicht unter Land gese­gelt wer­den, so dass die Wett­fahr­ten von den Zuschau­ern zu sehen sind. Dann kann man auch das außer­ge­wöhn­li­che Design der Boo­te bes­tens beob­ach­ten. Denn die Rumpf­form ist immer noch mit dem Kanu ver­wandt. Der schma­le Rumpf läuft vorn und hin­ten spitz zu.
Lan­ge war die Unter­was­ser­form ein ein­heit­li­ches Design; inzwi­schen sind die Kon­struk­ti­ons­mög­lich­kei­ten hier frei­er. An Deck konn­ten die Eig­ner schon immer expe­ri­men­tie­ren. So haben sich zum Aus­rei­ten indi­vi­du­ell ange­pass­te Schlit­ten ent­wi­ckelt, die bei jedem Manö­ver auf die ande­re Sei­te schwin­gen und die Ath­le­ten somit weit außer­halb des Rump­fes sit­zen las­sen. Damit wird ein auf­rech­tes Segeln der kip­pe­li­gen Jol­le ermöglicht.

Die Dra­chen sind dabei! Nach längerer Pau­se fei­er­ten die Seg­ler ihr Come­back in Travemünde Foto: segel-bilder.de

An den Jol­len erkennt man immer noch die his­to­ri­sche Her­kunft vom Kanu­sport“, berich­tet Emma Gri­gull von der deut­schen Klas­sen­ver­ei­ni­gung. Die Seg­ler sind im Kanu­ver­band eine eige­ne Dis­zi­plin, gehö­ren aber auch dem Deut­schen Seg­ler-Ver­band an. „Inzwi­schen sind wir mehr beim Segeln ange­sie­delt, da wir in den Ver­ei­nen die glei­che Infra­struk­tur nut­zen wie die Seg­ler der ande­ren Klas­sen.“ Und natür­lich gibt es mehr fach­li­chen Gesprächs­stoff mit den Seg­lern als mit den Kanu­ten. „Pad­del haben wir kei­ne mehr“, so Emma Gri­gull. Die Maße der Klas­se sind mit 5,20 Meter Län­ge und einer Brei­te von 0,80 bis 1,00 Meter fest­ge­legt. Dazu haben Vor- und Groß­se­gel eine Flä­che von ins­ge­samt 10,0 Qua­drat­me­tern. Das Gewicht der ehe­ma­li­gen Ein­heits­klas­se lag bei 84 kg (segel­fer­tig). Die neu­en Designs müs­sen nun nur noch 54 kg wie­gen. Zwi­schen­zeit­lich wur­den die IC auch mit Gen­na­kern aus­ge­stat­tet. Doch die­se AC-Ver­si­on wird kaum noch in Regat­ten gese­gelt. Dage­gen wird inzwi­schen eine wei­te­re Neue­rung erprobt. Die Klas­se hat am Ruder Foils erlaubt. Mit die­sen Unter­was­ser­flü­geln sind deut­lich höhe­re Geschwin­dig­kei­ten zu erzie­len, sagt Emma Gri­gull. „Wenn man die Foils denn beherrscht.“
All das ver­spricht vie­le span­nen­de Sze­nen, die wie immer vom Publi­kum begeis­tert ver­folgt wer­den. Pas­sio­nier­te Seg­ler, aber auch ein­ge­fleisch­te „Land­rat­ten“ sind fas­zi­niert von den Bil­dern der Regat­ta-Seg­ler, die mit sou­ve­rä­ner Leich­tig­keit oder bei star­kem Wind auch mit beein­dru­cken­den Kaprio­len über die Ost­see glei­ten. Span­nend wird auch das Fest­pro­gramm mit Par­ty, Rock, Pop, Dance & House: Im Brüg­mann­gar­ten gibt’s täg­lich Musik. Und zur Begeis­te­rung aller Fans auch in ­die­sem Jahr wie­der das Segeln um den ­Rots­pon-Cup: dies­mal ist Rein­hard Mey­er, Wirt­schafts- und Tou­ris­mus-Minis­ter von Meck­len­burg-Vor­pom­mern, der Wett­be­werbs-Geg­ner; Lübecks Bür­ger­meis­ter Jan LIn­den­au fällt lei­der wegen Krank­heit aus und wird sport­lich ver­tre­ten beim Wett­se­geln um eine gute Fla­sche Lübe­cker Trad­ti­ons-Wein „Rots­pon“.
Alle Infos: www.travemuender-woche.com.