Das Schicksal der Flüchtlinge, die auf gefährlichen Wegen aus dem Kriegsgebiet ihrer Heimat zu uns gekommen sind, hat die Schüler der GGS Strand Europaschule in Timmendorfer Strand sehr berührt. Die Kinder der Klasse 6a haben sich Gedanken darüber gemacht, wie es denn wohl einem Flüchtlingskind geht, wenn es ohne deutsche Sprachkenntnisse in ihre Schule kommt. Fünf Wochen lang haben die Schüler dann an einem Wörterbuch gearbeitet, alles fotografiert oder gezeichnet was zu den Rubriken Schulhof, Mensa, Straße, Lehrer, Gebäude und Klassenzimmer passt.
Neben Bildern haben sie auch Begriffe zusammengetragen, die sie für wichtig hielten. Dabei zeigt sich deutlich, dass Kinder die Welt mit anderen Augen sehen als dies Erwachsene tun. Und so haben sie nicht nur rationale Dinge aufgeschrieben sondern zum Beispiel auch ihr Lieblingsessen aus der Mensa mit in ihr Wörterbuch aufgenommen. Vierzig Seiten umfasst das unkonventionelle Werk, das gerade deshalb besonders gut geeignet ist, um Flüchtlingskindern den Einstieg in den Schulalltag zu erleichtern.
Joachim Nickel, Ortspolitiker der GRÜNEN in Timmendorfer Strand, hatte den Stein ins Rollen gebracht und bei Schulleiter Hans-Georg Rath nachgefragt, ob und wie Schüler die Integration ihrer ausländischen Mitschüler unterstützen könnten. Hans-Georg Rath und Lehrerin Bettina Kammholz fanden die Idee so gut, dass sie die Schüler nach ihren Vorstellungen fragten. Und die waren sofort mit großem Eifer bei der Sache.
„Es geht uns darum, zu zeigen was für Kinder wichtig ist, wenn sie ohne Sprachkenntnisse zu uns kommen. Dabei lässt sich das Buch jederzeit durch neue Begriffe ergänzen“, erklärt der Schulleiter, der sich über den Einsatz seiner Schüler freut.
Im Rathaus werden nun 60 Farbkopien erstellt. Jede Klasse wird ein Buch erhalten, ebenso wie jedes der fünf Flüchtlingskinder, die schon jetzt die GGS Strand Europaschule besuchen. Weitere Wörterbücher sind für die 21 Flüchtlingskinder reserviert, die derzeit in Bad Schwartau Deutsch lernen und in einem halben Jahr die Schule in Timmendorfer Strand besuchen werden. Und auch die in Timmendorfer Strand lebenden Flüchtlingsfamilien sollen ein Buch bekommen.
„Ich begrüße, dass an der Schule die neuen Hüter der Demokratie heranwachsen“, freut sich Bürgermeisterin Hatice Kara über den Einsatz der Schüler, „Dieses Projekt ist ein Aushängeschild für die Schule und hilft Vorurteile abzubauen.“
Ganz ähnlich sieht das auch Joachim Nickel, der erklärt, „Die Empathie der Kinder ist die erste Form des Humanismus.“ Doch damit ist das Projekt noch nicht abeschlossen, den die Schüler sammeln bereits Begriffe und Fotos für ein weiteres Wörterbuch.