Fast vierzig Jahre leitete sie den Timmendorfer Seniorentreff - und das auf ihre besondere Art. Ihre „Barockteenager“ trafen sich immer dienstags im kleinen, historischen Strohdachhaus mitten im Zentrum, ein Refugium, das vor einiger Zeit seniorengerecht umgebaut wurde und einen wichtigen Platz im Leben der Älteren im Ort einnimmt. Gemeinsam wurde gelacht, gefeiert, verreist. Sie hat alles organisiert, mit viel Spaß und Engagement. Helga Schütt war für viele der einzige Halt in einem Alltag, der mit zunehmendem Alter einsamer wird. Nun müssen sich ihre Senioren von ihr verabschieden. Die Timmendorferin starb am 3. Mai im Alter von 82 Jahren.
Es war viel Herzblut dabei, wenn man sich traf. Auf den Tischen im Strohdachhaus lagen Servietten mit kleinen Herzchen: Geburtstagfeier für einen der „Barockteenager“. Immer mit einem ganz persönlichen Gedicht und einem schwungvollen Ständchen. Und viel Sympathie für die „Schirmherrin“ Helga Schütt. Man weiß, was man ihr zu verdanken hat. Die schönen Reisen quer durch Deutschland, immer mit interessanten Sehenswürdigkeiten und fröhlicher Gemeinschaft. Die vielen Nachmittage, in denen man „gemeinsam statt einsam“ Freude tanken konnte. Nicht zuletzt die liebevolle Zuwendung, die jeder zu schätzen weiß.
Helga Schütt war seit Gründung des Seniorentreffs anno 1983 dabei. Damals war sie zwar noch weit vom Seniorenalter entfernt, aber soziales Engagement gehörte schon immer zu ihrem Leben. 1960 zog sie nach Timmendorfer Strand - „der Liebe wegen“. Im damaligen Internat hatte sie als Erzieherin den Lehrer Karl-Heinz („Carlos“) Schütt kennengelernt und sehr bald geheiratet. Man fand eine schöne Wohnung, zog die Kinder groß - und „ganz nebenbei“ fand Helga Schütt Zeit für die Politik, in der sie bald bis zur stellvertretenden Kreispräsidentin aufstieg. In dieser Position begleitete sie auch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auf einer Fahrt durch die Region.
Von 1974 bis 1998 war sie in der Ortspolitik aktiv engagierte sich als Gemeindevertreterin und war 16 Jahre lang im Kreistag vertreten, davon 12 Jahre als Vizepräsidentin. 1998 erhielt Helga Schütt das Bundesverdienstkreuz am Bande. Dass sie nebenbei immer noch die Zeit fand, den Familienhaushalt zu „schmeißen“, sich um die Senioren im Ort zu kümmern und viele gemeinsame Reisen zu organisieren, dafür hat man sie sehr bewundert. Der Rückzug aus der Politik war dann „ein wichtiger und richtiger Schritt.“ Danach fand sie auch wieder mehr Zeit für die Familie: ihren Mann „Carlos“, die Kinder, Frank, Martin und Tochter Meike, die mittlerweile ebenfalls eine Familie haben, Eltern sind und sich immer auf gemeinsame Unternehmungen mit der Oma freuten.
Helga Schütt blieb aktiv, auch wenn’s manchmal nicht leicht war. Ehemann Carlos starb kurz nach dem 50. Hochzeitstag, der sehr romantisch gefeiert wurde (siehe Strandblick Mai 2010). Der Seniorentreff gab ihr Halt, und sie leitete ihn mit so viel Begeisterung, dass er zunehmend beliebt und entsprechend gut besucht wurde. In der fröhlichen Dienstags-Runde waren bereits alle Bürgermeister*innen der vergangenen Jahre zu Gast. Man wusste ihren Einsatz zu schätzen und freute sich, wann man ihr begegnete, irgendwo unterwegs, vor einiger Zeit noch mit dem Fahrrad, immer gut gelaunt und bestens informiert. Timmendorf ohne Helga? Undenkbar! Man wird sich an sie erinnern, als eine der prägnantesten Persönlichkeiten der Gemeinschaft in Timmendorfer Strand.