„Fünf, vier, drei, zwei, eins…“ - Tourismusdirektor Joachim Nitz zählt die Sekunden: Countdown am Niendorfer Balkon. Dann der Start: Zur Einweihung am Samstag, den 18. Mai steigen hunderte bunter Luftballons hoch über die vielen Köpfe der Premieren-Gäste in Richtung Brodtener Ufer und setzen ein Zeichen für den Beginn eines neuen Kapitels in der Niendorfer Chronik. Das einst so urige Fischerdorf neben Timmendorfer Strand entwickelt sich mehr und mehr zum modernen Tourismus-Magneten, nicht zuletzt dank großzügiger Fördergelder, die das Land dem Ostseebad zur Verfügung stellte, und die den ebenso großzügig gestalteten Platz an der Seebrücke mit schönstem Ausblick auf Meer, Strand und Brodtener Ufer möglich machten.
Zahlreiche Besucher erlebten den großen Moment, darunter viel Ortsprominenz und nicht zuletzt die Ehrengäste, Ostholsteins Landrat Reinhard Sager und Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner, der in Vertretung für Wirtschaftsminister Reinhard Meyer angereist war. Fetzige Musik von der Big Band des OGT (Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand) begrüßte die Gäste an diesem wolkenreichen Tag au dem „Niendorfer Balkon“, der schon vor Eröffnung für Aufsehen gesorgt hatte. Die großzügig gestaltete Fläche direkt an der Niendorfer Seebrücke wird nicht nur am Tage, sondern vor allem am Abend zum Blickfang. Dann nämlich glimmen die sagenhaften Seegras-Leuchten „Pao Lumina“ hoch über dem frischen Pflaster, und die wurden bereits mit dem Deutschen Lichtdesign-Preis 2013 in der Kategorie „Außenbeleuchtung - Öffentliche Bereiche“ ausgezeichnet.
Dieser „Hauch von Licht“ blieb beim Auftakt allerdings noch unsichtbar. Nicht gerade sonnig, aber zunächst noch hell und trocken begann die Zeremonie, bei der sich zunächst einmal eine kleine Demonstration anbahnte: Vertreter der Gewerkschaften Polizei sowie Erziehung und Wissenschaft hatten kurzfristig beschlossen, eine Idee der Regionalgruppe Lübeck/Ostholstein aufzugreifen und jeden Auftritt eines Regierungsmitglieds zu nutzen, um auf ihr Anliegen, eine Änderung des Tarifvertrags, aufmerksam zu machen. Andreas Breitner diskutierte geduldig über das Thema, bevor er aufs Podium stieg um seine Eröffnungsrede zu halten. „Zweifellos gehört Timmendorfer Strand mit Niendorf zu den attraktivsten und bedeutendsten Urlaubsregionen an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste“, lobte der SPD-Parteifreund der Timmendorfer Bürgermeisterin Hatice Kara (beide aus Rendsburg) das ebenso noble wie innovative Ostseebad. „Und dass das aus dem Mund des Haffkruger Aalritters und des ehemaligen Lübecker Rotsponregatta-Siegers kommt, zeigt die Objektivität meiner Aussage“, fügte er scherzend hinzu. „Ich weiß also, wovon ich spreche: Timmendorfer Strand ist mit Niendorf die Perle an der Ostsee.“ Dies, so Andreas Breitner, dürfe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schleswig-Holstein sich in den letzten Jahren im Vergleich zu anderen Bundesländern eher unterdurchschnittlich entwickelt habe. „Wenn wir wollen, dass unsere Gäste auch weiterhin nach Schleswig-Holstein kommen, müssen wir auch gemeinsam für einen Qualitätstourismus sorgen, beim Service, bei den Unterkünften, bei der Gastronomie und nicht zuletzt bei der Infrastruktur.“
Das wolle man gern berherzigen, ergänzte Ostholsteins Landrat Reinhard Sager; dann müsse allerdings auch künftig von regionalen Beiräten über EU-Fördermittel beraten und das Geld nicht zentral von Kiel aus verteilt werden. Solche Fördermittel sind auch in den Niendorfer Balkon geflossen: insgesamt 2, 3 Millionen bei einer Gesamtinvestition von rund fünf Millionen Euro. Verständlich, dass Hatice Kara ihre Rede mit einer Lobeshymne begann: “ Der hohe Besuch ist uns immer willkommen, aber mit prall gefülltem Portemonnaie ist er uns immer besonders willkommen“, meinte Timmendorfs Bürgermeisterin lachend. Gute Laune rund um gut angelegtes Geld: „… wenn man bedenkt, dass Investitionen in die öffentliche Infrastruktur regelmäßig private Folgeinvestitionen in weitaus größerem Umfang nach sich ziehen und damit die Grundlage für mehr Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region schaffen.“ Genau so, betonte Hatice Kara, hat man vor 10 Jahren das ehrgeizige Projekt Hochwasser- und Küstenschutz sowie Freiraumgestaltung gemeinsam angepackt. Der maßgebliche „Macher“ dieser Entwicklung konnte den erfolgreichen Abschluss der Initiative leider nicht miterleben: Timmendorfs damaliger Bürgermeister Volker Popp verstarb im vergangenen Jahr. Ihm zu Ehren soll an seinem Todestag, dem 7. Juni, ab 15.00 Uhr eine Gedenkefeier auf dem Niendorfer Balkon stattfinden.
Gefeiert wurde zunächst einmal die Premiere, und das gleich an drei Tagen: Am Sonntag mit „Teufelsgeiger“ Peter Strothmann, dem Timmendorfer Shantychor, der Band Stay Tuned und Boerny & die Tri Tops, schließlich einem großen Höhenfeuerwerk an der Seebrücke. Am Pfingstmontag lädt die Timmendorfer Skiffle Group ab 11.00 Uhr zum musikalischen Feiertagstreffen ein. Die Moderation übernimmt an beiden Tagen René Kleinschmidt.