„Ich mach’ mein Ding“ schallt es aus DJ René Kleinschmidts Boxen, und einige hundert Stimmen singen mit. Großes Gedränge rund ums Timmendorfer Hotel Maritim: Frauen, Männer, Kinder - Fans von acht bis achtzig warten auf ihn: Udo Lindenberg, Panik-Rocker mit „geilen“ Songs und coolen Sprüchen. Hier, am Timmendorfer Strand, soll er am Freitag, den 13. April, um 15.00 Uhr die Skulptur „Horizont“ enthüllen. Und er taucht auch pünktlich auf, wagt sich mit Brille, Hut und Zigarre in die johlende Menge. „Udo, Udo“, skandieren sie alle; Tourismusdirektor Christian Jaletzke hat Mühe, den seltsam zurückhaltenden Star an die verhüllte Skulptur zu bringen.
Plötzlich wird’s stiller. Ein Raunen geht durch die Menge. „Wo ist Udo“, gröhlt einer von hinten. Echte Fans haben erkannt: das ist nicht der echte Lindenberg! Bevor der Unmut Wellen schlägt, löst sich das Rätsel wie von selbst. Plötzlich teilt sich die Menge, und durch eine schmale Gasse kommt er höchstpersönlich, geleitet von Bodyguard Eddy Kante, begleitet von „Udo, Udo“-Rufen und einem Soundtrack aus klickenden Kameras. „Hallöchen“, begrüßt er die Fans, und Christian Jaletzke erklärt den Scherz, den man sich mit Udo-Lindenberg-Double Thomas Richter erlaubt hat. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Aber die Sprüche, die sind unverwechselbar: „Absoluter Hammer“ sei Timmendorfer Strand, wo er sich immer fit macht für die nächste Tournee. Und dann gibt es noch eine Überraschung, diesmal für Udo. Christian Jaletzke hat Schwester Inge Lindenberg, den Neffen Marvin Lindenberg und den Gitarristen und Panik-Orchester-Mitbegründer Steffi Stephan eingeladen. Großes Hallo für die Familie. Auch Dieter Portugall ist gekommen, der die noch verhüllte Doppelskulptur nach einem Foto von Lindenberg-Lebensgefährtin Tine Acke entworfen und gebaut hat. Dann der große Moment: Mit einem kräftigem Ruck entfernt Udo Lindenberg die dunkle Hülle, und darunter steckt sein Konterfei, geschmiedet aus Edelrost-Stahl. „Ich taufe dich auf den Namen ‘viel Glück für Timmendorfer Strand und Udo“, nuschelt der Sänger und Maler und lässt nach sechsfachem Anlauf eine dicke Edel-Champagnerflasche am Stahl-Korpus zerschmettern. Udo, der dem Ostseebad auch durch die Ausstellung seiner außergewöhnlichen Bilder in der Ostsee-Galerie verbunden ist, kommt schon seit der Eröffnung in den 70er Jahren ins Maritim Seehotel. Seitdem ist der 66-jährige „Panik-Rocker“, der heute in einem Hamburger Nobel-Hotel seinen ersten Wohnsitz hat, immer wieder Gast an der Ostsee, vor allem dann, wenn er eine schöpferische Pause braucht. So eine Pause brauchte er 1986. Damals war seine Wegbegleiterin und Privatsekretärin Gabi Blitz plötzlich gestorben. Ihr widmete Udo die Ballade „Horizont“ („ein Paar wie Blitz und Donner..“), die er komponierte und textete, als er aus seinem Timmendorfer Hotelfenster auf das Meer bis zum Horizont blickte. „Udo hat bei uns sein Lied für die Ewigkeit geschrieben“, sagt Tourismuschef Christian Jaletzke. „Er ist einer unserer besten Botschafter, der überall und immer wieder Werbung für unseren Ort macht.“ - Aus dem Song „Hinterm Horizont“, der den Moment der Enthüllung untermalte und kräftig mitgesungen wurde, ist mittlerweile ein Musical geworden, das am 13. Januar 2011 in Berlin im Theater am Potsdamer Platz Premiere hatte. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und dem besungenen „Mädchen aus Ostberlin“ ist auch eine Liebesgeschichte zwischen ihm und seinem Publikum. „Danke Udo“, las man auf einem Plakat, das während der gesamten Zeremonie über der Menschenmenge schwebte. Danke für einen sagenhaften Song und für eine außergewöhnliche Skulptur, durch die man den Horizont einmal anders betrachten kann und die künftig garantiert das beliebteste Fotomotiv wird am Lindenberg-treuen Timmendorfer Strand.