Sie sind wieder da! Die Strandkörbe stehen einladend und dekorativ am Strand, umkränzt von Seebrise und unter Schönwetterwolken: das weckt die Lust auf Urlaub am Meer. Und der ist tatsächlich jetzt wieder möglich, trotz Corona - allerdings unter strengen Vorsichtsmaßnahmen. Dabei gilt es, die Ausbreitung des Coronavirus zum Schutz der Bürger weitgehend zu verhindern ohne die zahlreichen Stamm- und auch Tagesgäste. Vor allem das Pfingstwochenende erscheint als besondere Herausforderung für die Entscheidungsträger. Timmendorfs Bürgermeister Robert Wagner hat sich für besonders strikte Maßnahmen entschieden; Bürgermeisterin Bettina Schäfer setzt in Scharbeutz setzt auf die Vernunft der Gäste. Für beide gilt die gleiche Devise: Gäste willkommen heißen, aber Besuchermassen vermeiden.
Bettina Schäfer war vor ihrem Amtsantritt Leiterin des örtlichen Bauamts, und das hat vor allem jetzt seine Vorteile: „Ich kenn hier jede Ecke“, sagt sie. Und sie weiß, wo es schwierig werden könnte mit dem Abstand, wo man aktiv werden muss. Das ist zum Beispiel die Straße „Am Hang“, die mancher Besucher so einladend findet, weil man gut gucken kann was am Strand so los ist. Die soll zu Himmelfahrt lieber gesperrt werden, um Fußgängern und Radfahrern genügend Raum zu lassen. Eng könnte es auch an der Dünenmeile werden. Hier laden Restaurants und Cafés zum gemütlichen Nachmittags-Klönschnack ein - allerdings nur unter Einhaltung strenger Abstandsregeln. Die sollen auch kontrolliert werden, von Mitarbeitern des örtlichen Ordnungsamts.
Bürgermeister Robert Wagner überrascht mit einem besonders strikten Maßnahmekatalog. Darin enthalten sind Einschränkungen für die Zeit zwischen Himmelfahrt (Vatertag) und Pfingstmontag, den 1. Juni, die nicht von jedem begrüßt werden. Dazu gehört unter anderem eine beschränkte Nutzungs-Erlaubnis für die Parkplätze am ETC (Eissport- und Tennis-Centrum), am Wiesenweg und am Niendorfer Vogelpark: hier wird die erlaubte Parkdauer an Wochenenden und Feiertagen mittels Parkscheibe auf drei Stunden begrenzt. Der Parkplatz am Fischereihof in Hemmelsdorf wird in dieser Zeit sogar gesperrt. Ebenso der Timmendorfer Platz: Am 21. Mai dürfen Fahrzeuge hier nicht passieren. Auch die Strandzugänge, an denen es keine Strandkorbvermietung und keine Beach-Lounge gibt, bleiben gesperrt. So will man den berühmten Vatertags-Sausen mit strikten Maßnahmen entgegentreten. Überprüft wird alles von den Ordnungskräften der Gemeinde und einer eigens engagierten Sicherheitsfirma.
Diese Vorsicht mag machen übertrieben erscheinen, die meisten Einwohner fühlen sich allerdings sicherer als mit einer Einreise-Einladung für alle. Ostholstein ist bisher von der weltweiten Pandemie weitgehend verschont geblieben: 66 gemeldete Infektions- und keine Todesfälle, keine Neuinfektion in den vergangenen sieben Tagen… „Hoffentlich bleibt das so“, sagen die Küstenbewohner und blicken besorgt auf die Massen an Fahrzeugen aus ganz Deutschland, die schon Tag der „Lockerung“, den 18. Mai, auf die Campingplätze, in die Ferienhäuser und in die Supermärkte gestürmt sind und die Abstandsregeln mancherorts zum Kunststück machen. Vorfreude herrscht hingegen bei den örtlichen Gastronomen, Hoteliers und Ladenbesitzern. Vielleicht hebt die Sonne, die Seeluft und die lockere Stimmung auch die Kauflaune und hilft so manchem aus der Corona-Krise.