Eine Brücke zwischen den Kulturen, mit elegantem Aufschwung zu einem Plateau über der Ostsee, auf dem ein japanisches Teehaus thront… so die Vision des Hamburger Unternehmers und Asien-Fans Jürgen Hunke, die für mehr Wirbel an der Ostsee sorgte als manch anderes gewagtes Projekt. Während einige das Alleinstellungsmerkmal Teehaus-Brücke als geniale Idee für die „Premium Destination Timmendorfer Strand“ hielten, waren andere strikt dagegen, maritimes Flair mit asiatischem Stil zu mischen. Schließlich sorgte ein Bürgerentscheid mit einem klaren „Ja“ für die Zukunft des Teehauses, die nun allerdings nicht mehr sicher scheint. Nach langem Hickhack um Details entschied sich die Gemeinde Timmendorfer Strand, den Vertrag mit dem Investor kurzfristig zu kündigen.
Teehaus-Investor Jürgen Hunke reagiert überrascht auf die Entscheidung der Timmendorfer Gemeindeverwaltung und sucht nach einer Erklärung: „Ich habe ja alles mit Bürgermeister Volker Popp vorbereitet, der jetzt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Amt ist. Aber ich glaube, es gab schon immer eine Gruppe, die an dieser Stelle etwas anderes haben wollte als Kunst und Kultur. Ich denke, dass man hier eine bestimmte Gastronomie im Auge hat, an die man diese Brücke vergeben will.“ Zu dem Vorwurf, nicht die Sicherheit erbracht zu haben, zu deren Leistung er sich nach den Verträgen mit der Gemeinde verpflichtet hätte und damit vertragsbrüchig geworden zu sein, äußert er sich in einem persönlichen Brief an den derzeit amtierenden Bürgermeister Rainer Steen: „Sie werden doch sicher verstehen, dass ich keinen Vertrag unterzeichnen kann, an dessen Formulierung ich nachweislich nicht mitgewirkt habe und der formalistisch ausschließlich einen öffentlichen verwaltungsjuristischen Charakter hat und mir alle Pflichten auferlegt.“ Dass er nicht schnell genug auf die Forderung nach einer Unterschrift reagiert hatte, erklärte Jürgen Hunke mit einem Krankenhausaufenthalt, der ihn am Handeln gehindert hätte.
Das Ergebnis ist für alle Beteiligten höchst unerfreulich. Timmendorfer Strand, ohnehin in scharfer Konkurrenz mit den Nachbargemeinden, kann auf die bereits angekündigte Attraktion eigentlich nicht verzichten, zumal sich bei dem Bürgerbegehren vom September 2010 eine Mehrheit von 57,7 Prozent der Timmendorfer für ein Teehaus auf der Seebrücke ausgesprochen hatte. Fazit: Das Teehaus-Plateau bleibt erst einmal leer, die Brücke selbst wird im Juni eröffnet. In der Zwischenzeit wird bereits über eine andere Lösung nachgedacht. „Eine Gastronomie“ steht im Vordergrund aller Überlegungen, „eine niveauvolle Gastronomie, keine Billig-Geschichte“, ergänzt Tourismusdirektor Christian Jaletzke. Damit könnte die Entwicklung Jürgen Hunke recht geben, der „bestimmte Interessen“ als Störfaktor ausmacht gegen das, was er schaffen wollte: „Einen Ort der Harmonie.“ Um dem Ziel der Harmonie näher zu kommen, bittet der Hamburger Unternehmer und Wahl-Timmendorfer mit drei Domizilen im asiatischen Stil an der Strandpromenade in seinem Schreiben an Rainer Steen um einen fairen Kompromiss: „Aus Respekt vor den Timmendorfer Bürgern und weil ich ein engagierter Timmendorfer bin, möchte ich dieses Teehaus bauen. Entweder selbst unter fairen Bedingungen oder Sie bauen es. Ich würde dann der Gemeinde Timmendorf 1 Millionen Euro spenden, unter partnerschaftlichen Bedingungen.“
Das Ergebnis der Verhandlungen bleibt nach wie vor offen. Noch ist die Gemeinde ohnehin an das Bürgerbegehren gebunden, das sich ja für ein Teehaus auf der Seebrücke ausgesprochen hat und das für zwei Jahre bindend ist. Erst im September 2012 läuft der Beschluss zum Teehaus ab. Dann könnte dort auch etwas anderes aufgebaut werden, ein „Restaurant oder Bistro“ auch in regional üblicher Architektur, entweder gemeinsam mit einem privaten Investor oder von der Gemeinde selbst. Ein gemeindeeigener Bau könnte dann über die Verpachtung refinanziert werden.
[poll id=„4“]