Sie war schon immer die Attraktion im Ostseebad Niendorf: die Seebrücke bietet schönsten Ausblick auf Strand, Meer und Brodtener Ufer, ist Sonnen- und Ruheplatz zugleich. Jetzt ist sie marode und ist schon seit einiger Zeit ein heiß diskutiertes Thema in den politischen Gremien. Als man gar meinte, auf sie verzichten zu können - zugunsten der teuren „Teehaus-Brücke“ in Timmendorfer Strand - hagelte es Proteste aus Niendorf. Schließlich wurde entschieden, dass man sich um Fördergelder bemühen wolle, um die alte Brücke durch eine attraktive neue zu ersetzen. Obwohl es lange Zeit hieß, die Fördertöpfe seien leer, liegt die Bewilligung nun vor: Bei der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung präsentierte Timmendorfs Bürgermeisterin Hatice Kara als „Weihnachtsgeschenk“ einen zugesagten Landes-Zuschuss von 900.000 Euro.
Die Freude war groß bei Politikern und Bürgern bei der traditionell von freundlicher Milde geprägten „Weihnachts-Sitzung“ der Gemeindevertretung. So war man auch wenig geneigt, den Haushalt zu kritisieren: außer der SPD zeigten sich alle Parteien einverstanden, obwohl mit der Zustimmung auch über das Schicksal des Alten Kurparks abgestimmt wurde, dessen Umgestaltung mit Promenadenweg in den Augen etlicher Timmendorfer zu teuer und grundsätzlich überflüssig ist. Das Thema Seebrücke überlagerte alle Kritik und war das Highlight des Abends. Gesprächsstoff lieferte die Brücke schon im vergangenen Jahr, als man beschlossen hatte, die alte durch eine neue zu ersetzen. Erste Entwürfe wurden als einfallslos abgelehnt; das Rennen machte schließlich die Idee, das Ganze wie einen Fisch zu gestalten. Stolze 175 Meter lang soll er werden und etliche attraktive Details beinhalten: drehbare Sitze in der Schwanzflosse; Angelvorrichtungen im Winkel zur Bauchflosse, die als Tribüne und als Deck für drehbare Liegen dienen kann. Auf der Rückenflosse ist ebenfalls eine Tribüne geplant. Der Kopfbereich ist absenkbar und geprägt von einer Sonnenuhr. Nach dem „Startschuss“ aus Kiel soll bereits im kommenden Jahr mit dem Bau des 1,872 Millionen-Projekts begonnen werden. Ob es sich bei dem Fisch um einen Butt handelt, liegt bislang in den Augen des Betrachters: eine offizielle Definition steht noch aus.
Klar und deutlich sind hingegen die Zahlen für 2013. Allein der Ausbau der Timmendorfer Bergstraße soll, inklusive Promenade im Kurpark, stattliche 1,6 Millionen Euro kosten (zuzüglich Anliegerbeiträge, die ebenfalls für Diskussionsstoff sorgten). Für die Niendorfer Seebrücke sind - wie schon erwähnt - 1,8 Millionen Euro eingeplant, wobei 900 000 Euro aus den Fördertöpfen des Landes kommen. Die Teilnehmer der Teilfraktion „Tourismus“ der Timmendorfer WUB (Wählergemeinschaft unabhängiger Bürger) regten an, zusätzlich einen Schiffsanleger einzuplanen; die zusätzlich kalkulierten Baukosten von 250.000 Euro wären für die Gemeinde „gut zu verkraften“. Weitere Investitionen stehen allerdings an: Das Projekt „Fischereihof Hemmelsdorf“ soll für 675.000 Euro fortgesetzt werden; 500.000 Euro kosten die Straßen im Niendorfer Neubaugebiet Hess-Koppel, die örtliche Straßenbeleuchtung 362.000 Euro. Außerdem werden 250.000 Euro in einen Holzsteg zum Niendorfer Steilufer investiert, 210.000 Euro in das Niendorfer Schwimmbad.
Ein Riesen-Aufschwung für das kleine, gemütliche Ostseebad. Viele Stammgäste, vor allem Familien, werden den Einsatz zu schätzen wissen.