Er war ein Schmuckstück für das „Ostseebad im Grünen“: Der alte Kurpark bot als idyllisches Refugium an der Timmendorfer Bergstraße eine Ruhezone, in der Einheimische und Urlauber auch im Saisontrubel Erholung und Entspannung fanden. Jetzt hat der Park seinen Schutz verloren: die Buchenhecke wurde gerodet, alles vorbereitet für eine Promande mit Radweg, die künftig den „transparenten“ Park entlang zum Zentrum der „Premium Destination“ Timmendorfer Strand führen soll.
Die umstrittene Maßnahme hatte etliche erboste Bürger auf den Plan gerufen. Zwei Demostrationen im Kurpark, wütende Zwischenrufe in den Ausschuss-Sitzungen - aber alles war umsonst. Eine Mehrheit aus CDU und WUB (Wählergemeinschaft Unabhängiger Bürger) hatte sich für die Umgestaltung des Alten Kurparks entschieden, also wurde Landschaftsplaner Henning Klapper im Auftrag der Gemeinde aktiv und begann mit der Neugestaltung, indem zunächst die schützende Hecke entfernt wurde.
Das Bild, das sich dem Spaziergänger im Park nun bietet, ist wenig erbaulich. Die angestrebte „Transparenz“ wurde zweifelsfrei erreicht: die Autos in der Bergstraße scheinen bedrohlich nah vorbeizufahren, die Ruhezone hat sich in eine Bühne verwandelt oder auch in einen Zuschauerraum, der freien Blick auf noble wie teure Karossen bietet. „Sehen und gesehen werden“: Hier soll die Devise der „Premium Destination“ ein Gesicht bekommen, das allerdings nicht jedem gefällt. Viele Bürger hätten sich auch bei der Planung der Neugestaltung ein wenig von jener Transparenz gewünscht, die den Kurpark heute so durchsichtig macht. Eine Bürgerbeteiligung war hier offenbar von Anfang an unerwünscht. Anders als zum Beispiel in Hamburg, wo es seit vielen Jahren bei größeren Veränderungen in den Stadtteilen zuerst eine Planung in der „Bürgerwerkstatt“ gibt, in der es zum Dialog zwischen Verwaltung, Bürgern und Planern kommt, oder in der Kreishauptstadt Eutin, die bei ihrem integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ein Bürgerforum durchgeführt hat, wurde in Timmendorfer Strand die gesamte Zentrumsplanung in einem nichtöffentlichen Workshop „abgenickt“.
„Hier werden wieder einmal nur die Interessen einer bestimmten Klientel berücksichtigt“, vermuten die Kritiker der Aktion im Alten Kurpark. Und die Vermutungen gehen weiter: Sollte hier etwa ein bereits 10 Jahre alter Plan aktiviert werden, der den Bau eines Hotels im Kurpark vorsieht? Damals hatte man vom Abriss des ETC gesprochen und einen Bürgerentscheid auf den Plan gerufen, den die Bürger eindeutig pro Kurpark und ETC und gegen Hotelbau entschieden. Seit dieser Entscheidung hat der einst so schöne Kurpark seinen Glanz verloren. Die Teiche, auf denen tausend Seerosen blühten, sind verschlammt, die Wiesen ungepflegt. Die Bäume sollen ohnehin weg - ein Teil wird jetzt zugunsten der Promenade abgeholzt. Aber es soll ja alles besser werden, wenn man erst von der Bergstraße aus hineinsehen kann, verspricht zumindest die „WUB“.
Anno 1935 wurde der Alte Kurpark in Timmendorfer Strand angelegt, als Schmuckstück und Refugium im Zentrum. Heute wurde er degradiert zum Begleitgrün der Bergstraße. Man hat den Verkehr in den Park geholt. „Wer hat dem Planer diese Vorgaben gemacht?“, fragen sich die Anwohner. An das neue Gesicht der Grünanlage werden sie sich gewöhnen müssen. Die Einschnitte sind nicht mehr reparabel.