Der Schock traf die Anwohner am Mittwoch, den 26. Oktober, um 4.52 Uhr: lodernde Flammen schossen aus dem Dachstuhl im Timmendorfer Zentrum, unter dem die Kult-Disco „Nautic Club“ kurz vor der Wiedereröffnung stand. Die Feuerwehr kam sofort. Aus Scharbeutz wurde der Gelenkmast, aus Neustadt eine weitere Drehleiter angefordert. Als das ganze Ausmaß des Brandes sichtbar wurde, rückten die Wehren aus den umliegenden Orten an. Schließlich waren 150 Feuerwehrleute im Einsatz, versuchten mit allen Kräften, die brennende Einkaufspassage rund um den „Kapitol Block“ zu löschen. Zunächst noch ohne Erfolg. Die verschachtelte Bauweise des Gebäudes, bei der die Dachkonstruktion aus mehreren Schichten besteht, erschwerte die Löscharbeiten extrem.
Immer wieder flammten Brandherde auf, stiegen dunkle Rauchsäulen in den Himmel. Um an die Brandherde zwischen den übereinander liegenden Dächern heranzukommen, wurde ein Bagger angefordert, der zunächst Teile der Fassade und dann auch Teile vom Dach abriss. „Irgendwo in den Zwischenbereichen hängt das Feuer drin“,wusste Hartmut Junge, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr. Noch am Nachmittag schlugen Flammen aus dem Dach. Das Großfeuer war umringt von Schaulustigen, von denen einige filmten und die Szenerie so in die sozialen Netzwerke brachten.
Auf diesem Weg erfuhren auch viele Stammgäste aus den umliegenden Gemeinden und Städten vom Schicksal „ihrer“ Disco, die gerade vor einem spektakulären Revival stand. Anfang des Jahres hatte der 28-jährige Philipp Klein-Dose die bekannte Location als neuer Besitzer übernommen und begonnen, sie gründlich zu renovieren. Im „Nautic Club“, 1972 eröffnet, trafen sich seit Generationen unternehmungslustige Teens und betuchte Insider der Ostsee-Szene, um zum jeweils aktuellen Sound „abzutanzen“. Etliche Stars waren Gäste in diesem Club mit dem besonderen Ambiente, das an die „gute alte Disco-Zeit“ erinnerte. In Kürze sollte dort eine neue Zeit anbrechen, wollte der neue Besitzer des 410-Quadratemer-Clubs mit Stammgästen und Promis die Wiedereröffnung feiern.
Ein geplatzter Traum. Im Timmendorfer Zentrum ist nichts mehr wie es war. Bis zum Abend dauerten die Löscharbeiten, mit denen man zwar einiges retten konnte. Aber der Kapitol Block ist doch erheblich beschädigt, das „Nautic“ ebenso wie die zahlreichen Geschäfte weitgehend zerstört. Eine Wiederherstellung würde mehrere Millionen Euro kosten. Eine Chance auf die Renaissance der Nobel-Disco liegt nach diesem Desaster in weiter Ferne.