Es steht schon lange leer, und es war lange Thema in der Timmendorfer Gemeindevertretung: Das Kurmittelhaus im Timmendorfer Kurpark sollte unbedingt einen neuen Betreiber finden. Seit einer Sitzung des örtlichen Tourismus-Ausschuss am 10. Februar 2015 schien eine Lösung gefunden: Der Hamburger Unternehmer und Wahl-Timmendorfer Jürgen Hunke bewarb sich, um an dieser Stelle ein Kunsthaus mit asiatischer Kunst einzurichten. Wie das Projekt finanziert werden soll, blieb allerdings ungeklärt. Nachdem die Timmendorfer mit einer Unterschriftensammlung ein Bürgerbegehren gegen eine Finanzierung durch die Gemeinde auf den Weg brachten, hat sich der designierte Investor Jürgen Hunke von dem Projekt „Kunsthaus“ distanziert.
„Die Haushaltssituation ist ohnehin angespannt“, mahnen kritische Bürger. Derzeit hat die Gemeinde Timmendorfer Strand neben dem Fischereihof in Hemmelsdorf (für den immer noch ein Pächter gesucht wird) und der Neugestaltung des „Strandparks“ an der Kurpromenade auch das Projekt „Rathaus“ zu wuppen - und das ergibt insgesamt eine beachtliche finanzielle Belastung, bei der so gut wie kein Spielraum für neue Projekte bleibt. Dass hinsichtlich der Gestaltung eines Kunsthauses im Kurmittelhaus die finanzielle Seite gänzlich ungeklärt ist, hat einige Timmendorfer nachdenklich gemacht. Jörn Eckert (SPD) und Franziska Echelmeyer (GRÜNE) entschlossen sich schließlich, nicht als Parteienvertreter, sondern als Timmendorfer Bürger aktiv zu werden und Unterschriften zu sammeln für ein Bürgerbegehren, das eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde an einer Umgestaltung des Kurmittelhauses zur Kunsthalle eindeutig ausschließt. Der Erfolg gibt ihnen Recht: bereits vier Tage nach dem Start hatten sie 626 Unterstützer, am 6. Juni schließlich die nötigen 753 Unterschriften, um das Bürgerbegehren einzuleiten. Jetzt werden nur noch ein paar zusätzliche Unterschriften gesammelt - für alle Fälle. Dann muss die Verwaltung deren Gültigkeit prüfen, danach die Kommunalaufsicht die Zulässigkeit des Bürgerentscheids. Sollte sich die Gemeindevertretung zwischenzeitlich dafür entscheiden, die Bedenken aufzugreifen und von einem Vertragsabschluss ohne klare Definition der vollständigen Kostenübernahme durch den Investor Abstand zu nehmen, bliebe der Gemeinde ein weiterer Bürgerentscheid erspart. Wenn allerdings die Gemeindevertreter ihren mehrheitlich beschlossenen Wunsch durchsetzen wollen, sind die Initiatoren auch entschlossen, diesen Weg mit einer einstweiligen Verfügung zu verhindern.
Eine weitere Belastung für die derzeit ohnehin politisch äußerst unruhige Gemeinde. Auch die Planungen für die denkmalgeschützte Trinkkurhalle, in der eine Beach-Lounge eingerichtet werden soll, haben zu einem Bürgerbegehren geführt, das bereits von der Kommunalaufsicht abgesegnet wurde. Zahlreiche Timmendorfer und viele Gäste sind wenig begeistert von der Idee, den neuen Kurpark, der „Strandpark“ heißen soll, zur Eventzone mit Eingang zur Shoppingmeile umzugestalten.
Update vom 7. Juli 2015:
Die Ausgangsposition der Kunsthallen-Kritiker hat sich offenbar entschieden geändert. In einer Pressemitteilung vom 7. Juli gab der von der Gemeindevertretung gewählte Investor Jürgen Hunke bekannt, kein Interesse mehr an der Umwandlung des Kurmittelhauses in eine Kunsthalle zu haben. „Nachdem ich vor 14 Tagen erfahren musste, dass politische Personen der Grünen und der SPD vor Supermärkten und an weiteren verschiedenen Häusern Unterschriften gegen eine Verwirklichung dieses Projektes gesammelt haben, sind mein Engagement und meine Begeisterung für dieses Projekt auf dem Nullpunkt.“- Der Strandblick wird über den weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen und der Initiativen berichten.
Weitere Infos zur Entwicklung der Initiativen auch unter www.buergerentscheid-tdf.de