Das Plätschern, das Rauschen, das Pfeifen der Stürme… Günter Grass hat es aufgesogen und ausgedrückt in Gedichten und Bildern, die seine Liebe zum Meer dokumentieren. In der Timmendorfer Trinkkurhalle haben den Fans des 2015 verstorbenen Schriftstellers und Malers jetzt die Gelegenheit, diese Stimmungen in einer Ausstellung zu genießen.
Pünktlich zum Start der Urlaubssaison, die vermutlich viele Deutsche an der Ostsee verbringen werden, wurde am 9. Juni die neue Wanderausstellung des Lübecker Günter Grass-Hauses mit dem Titel „Günter Grass und die Ostsee“ in der Trinkkurhalle an der Kurpromenade 3 in Timmendorfer Strand eröffnet. Mit eindrucks- und ausdrucksvollen Exponaten gewährt sie einen Einblick in die vielfältigen Begegnungen des Literaturnobelpreisträgers mit der Ostsee.
Wer hereinschaut in die lichtdurchflutete, denkmalgeschützte Trinkkurhalle, der gewinnt einen Eindruck von Bildern und Texten aus sechs Jahrzehnten.
In den Anfängen, das war in den 50er Jahren, machte der später vielfach ausgezeichnete Literaturpreisträger vor allem als begnadeter Rebell auf sich aufmerksam. Nach dem Krieg und Gefangenschaft hatte sich der junge Grass seinen Lebensunterhalt zunächst als Steinmetz verdient; später studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf, dann bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Mit ersten Ausstellungen von Plastiken und Grafiken stelle sich Grass in dieser Zeit in Stuttgart und Berlin vor. So richtig aufmerksam wurde man allerdings erst auf ihn, als er seine Laufbahn als Schriftsteller begann. Mit seiner „Danziger Trilogie“, zu der die „Blechtrommel“ von 1959 ebenso gehört wie die Novelle „Katz und Maus“ von 1961 und der Roman „Hundejahre“ von 1963 begründete er seinen Ruf als leidenschaftlicher Moralist.
Seine exzessive, provokative Sprache begeisterte die rebellische Generation ebenso wie die präzise beschriebenen Momente, die seine Geschichten unvergesslich machten. Mancher erinnert sich an Mestwinas mit Bernstein abgeschmeckte Fischsuppe, die im „Butt“ den Bischof begeistert, oder an all das, was man beim Eichelstoßen, Gänserupfen, Kartoffelschälen erzählt. Die Ostsee spielt im Werk von Günter Grass eine bedeutende Rolle. In seinen Gedichten und Erzählungen kam er immer wieder auf die „baltische Pfütze“ zurück und griff dabei Motive wie Möwengeschrei, Wind und Wellenschlag auf. In seinen Zeichnungen, Aquarellen und Skulpturen beschäftigte Grass sich mit Flora und Fauna der Ostsee. Als leidenschaftlicher Sammler trug er zahlreiche Fundstücke von den Stränden zusammen, die er detailgenau nachzeichnete. Zugleich thematisierte er auch die Bedrohung der Natur durch den Menschen.
Die Präsentation der Grass-Bilder ermöglicht es dem Verbund der LÜBECKER MUSEEN, sich in der Urlaubsregion einem erweiterten Publikum zu präsentieren. Die Ausstellung ist bis 23. August in Timmendorfer Strand zu Gast; im Anschluss ist als zweite Station das A-ROSA Resort in Travemünde geplant.
„Günter Grass und die Ostsee“ ist von 19. Juni bis 23. August täglich von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen; der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.grass-haus.de