Wahlzeit! Die Parteien stellen sich zur Bundestagswahl, und in Scharbeutz wird der Bürgermeister gewählt. Entscheiden können sich die Bürger zwischen dem amtierenden Bürgermeister Volker Owerien, der für eine weitere Amtszeit kandidiert, und dem Herausforderer Jochen Heumos.
Jochen Heumos, erfahrener Ökonom und selbständiger Berater in der Gesundheitswirtschaft, hat mit seinem Engagement in verschiedenen Gremien der Kommunalverwaltung etliche Erfahrungen gesammelt und bringt als begeisterter Badminton-Spieler (Landesliga Süd beim Ratzeburger SV) und Schiedsrichter eine gute Portion Sportsgeist mit. Er wurde als Kandidat der Parteien SPD, WUB (Wählergemeinschaft unabhängiger Bürger) und der GRÜNEN aufgestellt.
Volker Owerien, amtierender Bürgermeister von Scharbeutz, hat sich für eine weitere Amtsperiode beworben. Seit 2002 ist er bereits im Amt, und er hat Scharbeutz in den letzten Jahren auf einen guten Weg gebracht: Die Entwicklung der touristischen Infrastruktur brachte eine Stärkung der gemeindlichen Wirtschaftskraft mit sich, und mit den daraus resultierenden Einnahmeverbesserungen und den von der Verwaltung eingeworbenen Fördermitteln aus Landes-, Bundes- und EU-Programmen konnten wichtige Investitionen im sozialen Bereich sowie für den Küsten- und Hochwasserschutz getätigt werden.
Beiden Kandidaten haben wir einige Fragen gestellt, die ihre Wähler sicher interessieren werden.
Wir beginnen mit dem Herausforderer Jochen Heumos:
Herr Heumos, Sie stammen aus Oldenburg, leben jetzt in Ratzeburg. Warum engagieren Sie sich jetzt in Scharbeutz?
Ich wollte schon immer am Meer arbeiten und leben. Und Scharbeutz ist eine Perle in der Lübecker Bucht. Das hat mich bewogen, meinen Hut in den Ring zu werfen. Die Anfrage von WUB, den Grünen und SPD fand ich interessant; man hat mir das Aufgabenspektrum und die Problemlagen verdeutlicht. Ich habe ja die Qualifikation und die Kompetenzen, auch die Erfahrungen, die gebraucht werden. Bei meiner Arbeit im Gesundheitswesen sind es ähnliche Herausforderungen, die Organisation, Führungsqualitäten, Diplomatie erfordern. Da muss zwischen ganz unterschiedlichen Berufsgruppen vermittelt werden. Hier sind es andere Gruppierungen, die Parteien, die Gewerbetreibenden und andere Interessengruppen, die Bürger, die man zusammenbringen muss. Das ist nun wirklich spannend, das reizt mich, und deswegen finde ich, meine Kandidatur ist eine tolle Sache.
In welcher Weise würden Sie die Bürger in ihre Arbeit in der Gemeinde einbeziehen?
Ich war ja jetzt auch schon viel in den Dorfschaften, und ich höre ja immer wieder, dass man sich in Schürsdorf oder Klingberg zurückgesetzt fühlt, bei der Verteilung der Mittel, der Aufmerksamkeit… ich bin schon ein Freund davon, dort hinzugehen, wo man mich sprechen möchte. Die Dorfvorstände sind gut organisiert; ich kläre gern alles mit ihnen vor Ort. Das ist meine Idee einer bürgernahen Politik: Alle Mitstreiter an einen Tisch zu bringen, zum Beispiel in den Abendstunden, dann kann jeder dabei sein. Das ist so die Idee, die ich habe, und wo ich auch immer wieder unterstützt werde, so etwas zu machen. Und das war schon immer meine Philosophie: Die Dinge direkt vor Ort zu klären. Dann wird alles viel griffiger, dann kann man die Sorgen und Ängste verstehen. Ich pflege auf jeden Fall eine Politik der offenen Tür. Und ich gehe, wenn es Probleme gibt, auch gern zu den Mitarbeitern; ich zitiere sie nicht heran.
Scharbeutz hat in letzter Zeit große Sprünge gemacht; mancher übt daran Kritik. Zum Beispiel an den florierenden Bauvorhaben. Wie stehen Sie dazu?
Man kann zu den Großbauten stehen wie man will. Ich finde, Scharbeutz hat dadurch etwas verloren. Wir sind neulich mit Ausschussmitgliedern die Strandpromenade entlanggegangen, bis zum Neubau des Bayside-Hotels… ein Riesenschatten auf dem Strand. Der Strandkorbvermieter wird damit bestimmt nicht glücklich werden. Wenn wir weiter so etwas machen wollen, geben wir Rahmenbedingungen vor, die besagen: Eine Bebauung findet bis zu einer Maximalhöhe statt, die ortsverträglich ist. Auch die Anzahl der Zweitwohnungen muss reglementiert werden. Das ist meine Idee; die Gemeindevertretung muss natürlich der Idee folgen. Man muss ja auch sehen, ob das alles was bringt. Leer stehende Hotels bringen gar nichts. Und weitere Zweitwohnungen sind nicht produktiv. Die Gemeinde bekommt ihre Gelder nicht aus der Zweitwohnungssteuer; das ist mit der Steuer der Einwohner nicht vergleichbar. Jede Zweitwohnung die wir haben, wird unsere Einkommenssteuer weiter schwächen. Das kann man sich nicht leisten: Die Gemeinde ist nicht gerade schuldenfrei, und es stehen einige Investitionen an. Und ich habe das Gefühl, dass die Gemeindevertreter auch der Meinung sind: mehr wollen wir nicht.
Was sehen Sie als größte Herausforderung für den Scharbeutzer Bürgermeister in den kommenden Jahren?
Als größte Herausforderung sehe ich die geplante Feste Fehmarnbeltquerung. Wir müssen da ansetzen, wo wir das Projekt verhindern können. Wir haben den Artikel 22 im Staatsvertrag, der besagt, es muss noch eine Kosten-Nutzen-Analyse gemacht werden, und die kann gegenüber der ursprünglichen Variante nicht mehr so ausfallen, dass man sie widerstandsfrei akzeptieren kann. Die Bahn spielt jetzt auf Zeit und mit den Ängsten der Bürger. Wir müssen alle gerichtlichen Instanzen durchgehen, die möglich sind, bis hin zum Europäischen Gerichtshof, um dieses Projekt zu stoppen. Es würde mich wirklich interessieren, mich dort einzubringen, weil ich meine: ich sehe dieses Transportaufkommen der Zukunft nicht, ich sehe, dass wir Verkehrswege haben, die nach Dänemark und Schweden führen, und ich sehe, dass wir es noch nicht einmal schaffen, diese Verkehrswege instand zu halten - das ist ja nicht nur die Rader Hochbrücke, das sind auch die Autobahnen der Umgebung. Diese geplante Trasse wird mit jedem Jahr teurer, sie wird mit jeder gesetzlichen Änderung teurer… sie ist nicht mehr bezahlbar. Solche Verkehrsprojekte muss man stoppen können, wenn man das Geld nicht hat. Darauf müssen wir hin arbeiten.
Für Gespräche vor Ort ist Jochen Heumos am 20. September ab 15.00 Uhr in Haffkrug (Edeka oder Bäckerei) und am 21.09. ab 9.00 Uhr in Scharbeutz vor dem Fachmarktzentrum (Sky) anzutreffen. Weitere Informationen auf: www.jochen-heumos.de
Und nun unsere Fragen an Volker Owerien, amtierender Bürgermeister von Scharbeutz, der für eine weitere Amtszeit antritt
Herr Owerien, Scharbeutz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem modernen, attraktiven Urlaubsort entwickelt. Wie sind die Zukunftspläne, um in den kommenden 10 Jahren konkurrenzfähig zu bleiben?
Vielen Dank für Ihr Kompliment. In der Tat erhalten wir sehr viel Lob und Anerkennung für die in den letzten Jahren umgesetzte Entwicklung unserer Tourismusgemeinde. Diese Entwicklung gilt es auch zukünftig zu stärken, insbesondere durch eine Belebung der Vor- und Nachsaison. Hierzu müssen Reiseanlässe für diejenigen geschaffen werden, die auch außerhalb der Ferienzeiten Urlaub machen, also Paare, die so genannten „Best Ager“ oder auch Familien ohne schulpflichtige Kinder. Diese Zielgruppen legen besonderen Wert auf eine hochwertige Beherbergung und Gastronomie sowie die Möglichkeiten, Begleitaktivitäten wie Radfahren, Walken, Golf, Ausflüge oder Angebote aus den Bereichen Gesundheit und Wellness in Anspruch nehmen zu können. Hier gilt es, mit den Leistungsträgern Pakete zu schnüren, die auch hervorragende Möglichkeiten zur Einbindung des Binnenlandes bieten. Auch die Verbindung Sport und gesundheitstouristische Angebote oder der Bereich der Präventivmedizin bietet Chancen für eine Belebung der Vor- und Nachsaisonzeiten. Chancen bieten auch die Nachfrage nach hochwertigen Ferienhäusern und Wohnmobilplätzen. Insgesamt muss eine nachhaltige Entwicklung auch durch entsprechende Qualitätssicherung und -verbesserung begleitet werden, denn maßgebend für die Urlaubsentscheidung sind Qualität, Service und ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis.
Wie wird Scharbeutz die Balance halten zwischen Lebensraum für Einwohner und Tourismusgebiet? Soll es Beschränkungen bei Neubau-Plänen geben oder werden Zweitwohnungen in unbegrenzter Zahl gebaut?
Ziel ist es, den Zuzug von Familien zu fördern und den Bau von reinen Zweitwohnungen zu verhindern. Hierzu hat die Gemeinde Scharbeutz bereits eine entsprechende Satzung erlassen und wird der Entwicklung reiner Zweitwohnungen, die häufig außerhalb der Saisonzeiten leer stehen, auch durch entsprechende Festsetzungen in der Bauleitplanung sowie über Lasten im Grundbuch entgegenwirken.
Pönitz hat einen neuen Sportplatz, Sarkwitz bekommt ein neues Gemeinschaftshaus… was steht außerdem auf dem Plan für das so genannte Hinterland?
Es ist eine Mär oder Wahlkampfgeplänkel, wenn immer wieder behauptet wird, dass es keine „faire Mittelverteilung“ zwischen Strandbereich und Binnenland gebe. Nur ein Beispiel, das das Gegenteil beweist: Investitionen für die Promenade 10 Mio. und gleichzeitig Investitionen im Beinnenland, nur für Pönitz, 10,3 Mio (Sportpark, Schule, Linden-/Ahrensböer Straße). Dazu kommen z.B. die Investitionen für das Dorfgemeinschaftshaus Sarkwitz und die Mitfinanzierung für den Umbau des alten Pastorats in Gleschendorf zum Dorfgemeinschaftshaus. Auch der dortige Kindergarten erhält durch die Mitfinanzierung der Gemeinde einen komplett neuen Außerbereich. Im Übrigen hat nicht nur Pönitz, sondern auch Gleschendorf einen neuen Sportplatz bekommen. Des Weiteren haben die Feuerwehren in Gleschendorf, Pönitz, Sarkwitz, Schürsdorf und Schulendorf allesamt neue Feuerwehrfahrzeuge erhalten. Hinzu kommt die finanzielle und personelle Unterstützung der Vereine und Verbände im Binnenland durch meine Verwaltung. Mein Ziel ist es, dass auch Schürsdorf, Gronenberg und Haffkrug entsprechende Räumlichkeiten für die Dorfgemeinschaft erhalten.
Die Hinterlandanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung beschäftigt alle Bürger in der Region. Wie werden Sie sich für einen lärmfreien Lebensraum und ein unbelastetes Urlaubsgebiet einsetzen?
Ich setze mich bereits seit 2008 mit ganzer Kraft für eine Lösung zu diesem Thema ein. Ich sitze in vielen Gremien, z.B. Fehmarnbelt-Komitee, Dialogforum, um für die Position unserer Gemeinde zu streiten. Das werde ich auch weiterhin mit aller Kraft tun, denn es muss verhindert werden, dass zukünftig mehr als 800 m lange Güterzüge durch unsere Urlaubsgebiete rattern und unsere Bürgerinnen und Bürger durch Lärmemissionen, Verkehrsbelastungen an den Bahnübergängen, durch die Entwertung ihrer Grundstücke in ihren Existenzen gefährdet werden und unser Wirtschafts-. und Arbeitsplatzfaktor Tourismus erheblichen Schaden nimmt. Auch als Vorsitzender des Ostsee-Holstein-Tourismus werde ich häufig um entsprechende Stellungnahmen gebeten und kann so unsere ablehnende Haltung gegen die derzeitigen Planungen der Bahn AG auch auf höchster Landes- und Bundesebene vertreten.
In der Gemeinde gibt es manchmal Unstimmigkeiten, bei denen die Bürger gern ihren Bürgermeister zu Rate ziehen. Wie sind Sie für die Bürger erreichbar?
Unsere Bürgerinnen und Bürger können mich jederzeit ansprechen oder anrufen (Tel.: 04503/ 7709-30 oder mobil 0172/ 4002373). Darüber hinaus bin ich als Bürgermeister ständig über meine E-Mail-Anschrift volker.owerien@gemeinde-scharbeutz.de zu erreichen, und es besteht natürlich jederzeit auch die Möglichkeit, einen persönlichen Termin über mein Sekretariat (Tel.: 04503/ 7709-26) mit mir zu vereinbaren. Weitere Informationen auf: www.volker-owerien.de
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(nicht repräsentative Umfrage)