StrandBlick Juli 2024

14 St rand B li c k J uli | 202 4 Timmendorfer Strand Strand, oh Strand! Glücksgefühle an der Ostsee Da ist er! Rotweiß gestreift mit gemütlichem Korbgeflecht, lädt er ein zum Strandtag mit Logenplatz. Kaum hat der Ver- mieter das schützende Holzgitter entfernt, erwacht schon der Besitzerstolz. Dieses Gefühl hat Tradition: Der Strandkorb bietet seit über 140 Jahren Entspannung mit Ausblick, ist Refugium und Domizil im Kleinformat und so beliebt wie 1882. Nebenan wird „eingerichtet“: Decken, Essge- schirr und Spielzeug stapeln sich gemütlich auf den gestreiften Bezügen im geflochtenen Zweisitzer. Wenn der Platz auch denkbar knapp ist: In den kommenden Wochen wird die Familie aus Essen in ihrem Strandkorb wohl mehr Zeit verbringen als im Ferienap- partement - „vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.“ Strandkorbvermieter schicken schon mal einen bangen Blick gen Him- mel, der sich an der Ostsee so blitz- schnell verwandeln kann. Schon ziehen wieder weiße Wattewolken vorbei, an- getrieben von einer leichten Seebrise, die nicht nur Segler zu schätzen wissen. „Typisch Holsteiner Himmel“, meinen Ostsee-Kenner. Sengende Sonne und andere Klima-Phänomene sind selten. Alles verläuft in ruhiger Bahn, auch wenn mal ein bisschen Regen fällt. Die Zeit überbrückt man gern mit einer gu- ten Lektüre oder schnackt mal ein biss- chen mit den Nachbarn. Viele Strandbesucher kennen sich ja schon vom Vorjahr. Und manche sind seit Jahren Stammgäste. „Dem hab’ ich früher immer was Schickes aus der Spielzeugkiste gesucht“, sagt einer über den etwas blassen Mann, der gerade mit Fa- milie aus Hamburg angekommen ist. Die Kids bekommen etwas „zum Buddeln“, Ei- mer und Schaufel; für die Eltern gibt’s „Sonne satt“ und Zeit zum Ausspannen. Wer Kurtaxe und neun bis zehn Euro Tages- miete für den Korb zahlt, dem bieten die Strandkorbvermieter mehr als nur einen Sitz- platz mit Seeblick - „es ist“, meint eine Urlau- berin, „wie ein Stück Zuhause. Wir kommen seit Jahren, und wir kommen garantiert im- mer wieder.“ Oft wird die Liebe zu Strand und Meer von Generation zu Generation weiter- gegeben. So auch bei Daniel und Mathilda: Der junge Vater war selbst schon als „ganz Lütter“ genau an jenem Strandabschnitt, der jetzt Töchterchen Mathildas Lieblings-Spiel- platz ist. Von hier aus das Meer entdecken. erst ein paar mutige Schritte in die Wellen wagen und dann die ersten Schwimmzüge schaffen: das vergisst man nie! Das schöne Zu-Hause-Gefühl im Strandkorb ist offenbar die beste Werbung für das ei- gentlich spartanische Domizil, das von einer gewissen Elfriede Maltzahn erfunden wurde. Anno 1882 beauftragte diese den Warnemün- der Hof-Korbmacher Wilhelm Bartelmann, ihr eine komfortable Sitzgelegenheit zu fertigen, die sie vor Wind und Wetter schützt. Damit war der Weg frei zum Erfolg. Bartelmanns „Strandstuhl“ machte Fu- rore. Rund 70.000 Strandkörbe säu- men heute Norddeutschlands Küsten, an der Nordsee etwas kantiger, an der Ostsee etwas rundlicher in der Form. Der Strandkorb-Klassiker hat rot-weiß gestreifte Bezüge, ist naturfarben lak- kiert und bietet zwei Personen Schutz vor Wetter, Wind und neugierigen Bli- cken. Mittlerweile gibt es auch Groß- raumexpemplare, Schlafstrandkörbe und sogar eine „herzliche“ Variante für Verliebte. Wie viele Variationen wird es wohl in Zukunft geben? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Zeit erlebt auch der „Gartenkorb“ einen Höhenflug. Auch in der Stadt mögen viele nicht mehr auf das Ur- laubsgefühl verzichten; mittlerweile erobert das Sommerdomizil der Ostseebäder sogar die Gärten der Alpenregion. Der Strandkorb ist jetzt also ganz oben: nach mehr als 142 Jahren Gipfelstürmer in der Gunst des Publikums. I.R. Die Seebrücke lockt zum Foto-Shooting: Schöner als mit weitem Seeblick kann ein Motiv nicht sein …und ab in die Ostsee! Die Familie genießt das Meer, der Kleine freut sich über sein Krokodil Trendsport-Brett auf dem Dach: Das „Standup-Paddeln“ ist angesagter denn je „My Korb ist My Castle“: In den Nachkriegsjahren war es üblich, Sandburgen um den Strandkorb zu bauen Das sieht doch richtig gemütlich aus! Alles was man braucht kommt mit an den Strand. Ein Platz mit schönstem Ausblick: Strandkörbe auf dem Brodtener Ufer. Endlich wieder baden gehen! Die Ostseestrände sind einladend schön.

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