StrandBlick Mai 2022

18 StrandBlick Mai | 2022 Timmendorfer Strand Ein bisschen mehr Kultur amMeer… Anzeige das wünschen sich viele Einwohner und Stammgäste in Timmendorfer Strand. Dazu zählt auch Jürgen Hunke. In Hamburg hat der bekannte Unternehmer mit seinem Engagement für die traditionsreichen Hamburger Kammerspiele viele Freunde des Theaters begeistert. Gibt es auch ein Konzept für seine Wahlheimat an der Ostsee? Strandblick: Herr Hunke, Sie sind in Hamburg bekannt für Ihr Engagement im Bereich Sport und Kultur. Vor allem die Renaissance der Ham- burger Kammerspiele hat die Theater-Fans be- geistert. Wie kam es zu der Entscheidung, das Theater zu übernehmen? Jürgen Hunke: Seit 25 Jahren bin ich verant- wortlich für die Hamburger Kammerspiele, die ich in einer Konkurssituation auf Bitten der sei- nerzeitigen Kultursenatorin Frau Christina Weiss übernommen habe. Dieses geschichtlich be- sondere Theater mitten im Herzen von Ham- burg hatte einen hervorragenden Ruf durch bedeutende Regisseure und Schauspieler. Der Unterschied zwischen einem städtischen- oder Landestheater und einem privaten Haus be- steht in dem hohen finanziellen Risiko, ein Mi- nus selbst zu tragen. Aus diesem Grund sind wohl 90 % aller privaten Theater in Deutsch- land geschlossen worden. Warum habe ich trotzdem die Aufgabe über- nommen? Ich wohne in der gleichen Straße in Hamburg und habe dieses schöne, gewaltige Haus mit seiner besonderen Architektur in mein Herz geschlossen. Ein Abriss drohte, und am Anfang wollte ich nur mit einem persönlichen Darlehen helfen. Dann reichte alles vorne und hinten nicht, und da habe ich aus dem Bauch heraus entschieden, das Haus zu retten, ohne zu wissen, wieviel Arbeit und Kosten damit ver- bunden waren. In solch einer Situation braucht man Glück und Leidenschaft. Nach einigen Jah- ren wurde ich Besitzer der Hamburger Kam- merspiele, da durch Beschluss der Hamburger Bürgerschaft die Stadt mir das Theater zu ei- nem Millionenbetrag verkauft hat. Strandblick: Einige Hamburger haben ein Do- mizil in Timmendorfer Strand und verbringen hier ihren Urlaub oder ihre Wochenenden. Viele von ihnen schätzen zeitgemäße kulturelle Ein- richtungen wie die Kammerspiele in Hamburg. Denken Sie, dass es auch in den Ostseebädern oder speziell in Timmendorfer Strand mehr Po- tenzial für kulturelle Einrichtungen gäbe? Jürgen Hunke: Ohne ein entsprechendes Kul- turangebot wird sich in der Zukunft die Attrak- tivität der Ostseebäder nicht halten können. Touristen und die Zweitwohnungsbesitzer wol- len nicht nur essen und trinken, sie brauchen Abwechslung. Hamburg ist durch seine Thea- ter, Musicals und das überragende Kulturan- gebot in Kunst, Museen und Veranstaltungen die Tourismusstadt Nr. 1 geworden. Hier wur- den rechtzeitig die Weichen gestellt und kluge Entscheidungen getroffen.Ich war seinerzeit eng in einer Investorengruppe vernetzt, die Musicaltheater gebaut und geführt haben. Strandblick: Mit dem Teehaus auf der See- schlösschen-Seebrücke haben Sie ja schon viel Aufmerksamkeit erregt und während der Pla- nung auch für Diskussionsstoff gesorgt. Heute ist das von Ihnen persönlich gesponserte Teehaus ein Wahrzeichen geworden, beliebtes Fotomotiv und Restaurant. Sind Sie mit der Ent- wicklung zufrieden? Jürgen Hunke: Natürlich bin ich mit der Ent- wicklung des Teehauses nicht zufrieden, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen. In einem Dorf wie Timmendorfer Strand kann man nicht viel erwarten, wenn jemand mit solch einer kreativen Idee an sie herantritt und mitten imMeer ein Teehaus für Kunst und Aus- stellungen bauen möchte. Es gab am Anfang viel mehr Kritik als Unterstützung. Nur durch meine zwanzigjährige politische Erfahrung als Fraktions- und Bauausschussvorsitzender und auch vieler Ehrenämter hatte ich Verständnis und Ausdauer für unsachliche Kritik. Dazu kam die Freundschaft und Unterstützung des da- maligen Bürgermeisters Volker Popp, der die Chance gleich erkannt hat. Nur durch sein En- gagement und seinen Einsatz konnte bei den Gremien von Schleswig-Holstein die baurecht- liche Genehmigung erreicht werden. Man muss wissen, dass der Cousin meiner chinesische Ehefrau in Peking Direktor der größten Universität für Kunst und Malerei war. Bei meinen Besuchen in China habe ich ihn für meine Idee gewinnen können, Timmendorf zur Speerspitze der jungen chinesischen Kunst zu entwickeln und dafür hätten wir gemeinsam ca. 10 Ausstellungen mit Bildern und Künstlern aus China imTeehaus veranstalten können. Die- ses wäre in Europa eine Besonderheit gewor- den mit einem riesigen PR-Wert für Timmen- dorf und seine Zukunft. In Timmendorf hat man das leider nicht verstanden, außer Volker Popp und der ist leider bei der Entstehung schwer erkrankt und später verstorben. Eine verlorene Chance, die nie wieder kommt. Ich habe dann das Teehaus zu Ende gebaut, der Gemeinde geschenkt und vereinbart, dass das Urheber- recht bei mir bleibt und die sensible und be- sondere Architektur nicht verändert werden darf. Vielleicht kommt der Tag, an dem dieses Teehaus doch ein Ort der Kultur, Begegnung und der besonderen Kommunikation wird. Strandblick: Sie haben uns schon einmal be- richtet, wie sie mit Timmendorfs beliebtem und leider früh verstorbenen Bürgermeister Volker Popp über die Promenade gewandert sind und einige Ideen für anspruchsvolle Projekte aus- getauscht haben. Gibt es einige, die Sie auch jetzt noch gerne verwirklichen würden? Jürgen Hunke: Nun ist ja in diesem Jahr Tim- mendorf mein 1. Wohnsitz geworden, mit Stimmrecht und mehr. Es ist mein Alterssitz, und da ich im nächsten Jahr 80 Jahre alt werde und ein schönes Leben habe und auch hatte, werde ich immer mit neuen Ideen versuchen, mich einzumischen. Es ist ja bekannt geworden, dass ich einen Plan und auch ein Modell dem Gemeinderat vorgestellt habe, für ein gläsernes Hotel auf dem Grundstück der Lesehalle, die ich auch seit Jahren mit viel Aufwand betreibe. Nach einem Vortrag von mir vor dem Touris- musausschuss habe ich leider nie wieder etwas gehört. Über den Stil sollte man zumindest nachdenken, denn die Kosten für den Entwurf und Modell sowie die Arbeit hätten zumindest ein Dankeschön erwarten lassen. Für das ehemalige Kurmittelhaus im Timmen- dorfer Kurpark, das den Steuerzahler schon Mil- lionen gekostet hat, habe ich ein weiteres An- gebot für den Umbau zu einem besonderen Museum für Malerei und Bildhauerei unterbrei- tet. Mein Architekt hatte Entwürfe vorgeschla- gen und ein Kunstsachverständiger eine inten- sive Beratung und ein Konzept erstellt. Aber die Gemeindevertretung hat abgelehnt. Seit- dem sind wieder hunderttausende Euro in die Unterhaltung dieses Gebäudes verschwunden. Ich habe dennoch große Hoffnung, dass Tim- mendorf eines Tages das Sylt der Ostsee sein wird, das war schon vor 20 Jahren mein Plan Damit meine ich nicht allein den touristischen Effekt, sondern dass dieses schöne Stück Erde in Deutschland ein harmonischer, ästhetischer und liebevoller Platz wird und bleibt. Jürgen Hunke, Unternehmer und Wahl-Timmen- dorfer, setzt sich für kulturelle Projekte ein

RkJQdWJsaXNoZXIy MTgxMDU=