StrandBlick April 2022

30 StrandBlick April | 2022 Scharbeutz Flüchtlingsdrama an der Grenze, live erlebt Wir sehen täglich erschütternde Bilder von Menschen, die aus der Ukraine flüchten mussten. Sebastian Boye hat das Geschehen live erlebt. Er war gerade an der slowakisch ukrainischen Grenze, als der Überfall auf die Ukraine statt- fand und verstörte Frauen und Kinder in der Slowakei ankamen. Wie viele andere möchte er helfen - schnell und effektiv. „Wir haben eine besondere Beziehung zu den Menschen in den osteuropäischen Ländern“, erzählt Sebastian Boye. Der junge Inhaber des Schürsdorfer Hotel-Restaurants „Butz“ hatte schon immer mehrere Mitarbeiter aus dieser Region, und von hier stammt auch seine Le- bensgefährtin Viktoria Kovalova, mit der er mehrere Male im Jahr in die slowakisch ukrai- nischen Grenzregion fährt, um dort ihre Eltern zu besuchen. So war es auch diesmal geplant, aber dann lief alles anders. „Wir sind losge- fahren, da war das Ganze nicht absehbar“, erzählt Sebastian Boye. „Zwei Tage später war es so, wie es heute ist: die russische Armee ist in die Ukraine einmarschiert, und der Grenz- übergang war schnell Anlaufpunkt. Es waren viele Reisebusse da, Niederländer, Tschechen, Deutsche. Die Grenzen auf der ukrainischen Seite wurde zuerst zugemacht; dann kamen einige Frauen und Kinder als Flüchtlinge.“ Darauf hat man vorbildlich reagiert: „Nach fünf Tagen haben sie beschlossen: jeder, der privat Flüchtlinge aufnimmt, bekommt pro Monat 200 Euro.“ - Und es gab auch sehr schnell weitere Hilfsangebote. „Die Region hinter der Grenze, wo erst gar nichts war, ist jetzt eine Zeltstadt mit allem, was man braucht: mobile Krankenhäuser, Aufenthalts- möglichkeiten in ehemaligen Gefangenen- Transportern. „Etliche Sachspenden wurden angeliefert; die erschöpften Frauen und Kin- der zogen aber meist direkt weiter zu Ver- wandten in anderen Europäischen Ländern wo man sie schnell aufgenommen hat.“ Auch bei uns sind viele angekommen, hoffen auf eine Bleibe und ein neuen Lebensstart „Geflüchteten Menschen bieten wir gerne ei- nen sicheren Arbeitsplatz, auch wenn es Sprachbarrieren geben sollte. Hier findet sich immer eine Lösung“, sagt Sebastian Boye, „ich hoffe, dass die Politik jetzt schnell die gesetz- lichen Rahmenbedingungen für die geflüch- teten Menschen schaffen wird. Dazu zählt die Kinderbetreuung, Schule und alles weitere was zum Leben dazu gehört.“ „Sachspenden sind ausreichend vorhanden“, erzählt Sebastian Boye. Er war direkt vor Ort. Vorbildlich und schnell wurden hier Zeltlager aufgebaut; weitere Hilfen folgten prompt. Hier sind sie angekommen: Ukraine-Flüchtlinge am Grenzübergang zu Tschechien. Wohnraum und Arbeit für die Ukrainer Traumatisiert mit einem Koffer in ein neues Leben. Fern das Alte voller Glück und Zuversicht. So ist aktuell die Realität un- serer europäischen Nachbarn aus der Ukraine. Der Unternehmer Hasan Gökduman half einem ukrainischen Freund und initiierte gemeinsam mit Alkan Üstün das Portal jobukraine.de, das gerade mit 700 Anfragen enorm an Fahrt aufnimmt. Der Anruf eines ukrainischen Freundes mit der Bitte umUnterkunft löste am 1. März 2022 für den Unternehmer Hasan Gökduman ein ganz neues “Unternehmen” aus. Innerhalb von 12 Stunden organisierte er eine freie Woh- nung und machte sie für seine Freunde be- wohnbar. Auch für zwei weitere Freunde wurde schnell eine Bleibe gefunden. Nach- dem die Organisatoren, zu denen auch der Immobilienmarkler Alkan Üstün gehört, ihren Erfolg in den sozialen Medien geteilt hatten, konnten sie sich vor Anfragen kaum noch retten. Es wurde ein Aufruf gestartet, in dem um frei- willige Helfer und um Spenden gebeten wurde. Unter der Leitung von Steeve Stachow und Fran- ziska Soost gelang es dann gut 200 Leute von diversen Orten aus Polen an der Grenze zur Ukraine abzuholen und sie in Nordwest- mecklenburg unterzubringen. Ha- san Gökduman und Alkan Üstün suchen natürlich noch weiterhin nach Wohnungen und Unterkünf- ten oder auch nach Arbeitgebern, die vielleicht sogar Arbeit und Wohnraum an- bieten oder vermitteln. Das bisherige Enga- gement trägt bereits Früchte. Namenhafte Fir- men großer Investoren, darunter auch die Birfood Group in Lübeck kooperieren. Ein Campus hat sich bereitgestellt cirka 40 ukrai- nische Angestellte zu aquirieren, die als Kran- kenpfleger arbeiten oder ihre Ausbildung ma- chen wollen inklusive Sprachkurs und Unterkunft. Die ukrainische Krankenschwester Valentyna mit ihrer Tochter Anastasiia aus Lu- hansk gehören seit einer Woche zu den glück- lichen Teilnehmerinnen. “Sie sind über Schwe- den zu uns gekommen. Ich habe sie persön- lich in Hamburg abgeholt und vorerst bei meiner Schwester untergebracht”, so Alkan Üstün. Europaweiter Transfer, Vermittlung und Unterbringung für Ukrainer – eine Initiative aus unserer Region! Sie bietet den Menschen, die alles verloren haben eine Zukunft. Kontakt: jobukraine.de oder vermittlung@jobukraine.de Selfie mit Glücksfaktor: Anastasiia und ihre Mutter die Krankenschwester Valentyna aus Luhansk mit Alkan Üstün nach ihrer Ankunft in Lübeck Organisator und Unternehmer Hasan Gökduman (3. v. li.) mit Helfern und ukrainischen Flüchtlingen in Wohlenberg

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