StrandBlick Dezember 2021

20 StrandBlick Dezember | 2021 Timmendorfer Strand Vom Sonnengott zumWeihnachtsmann Weihnachten - das ist für uns das Fest Christi Geburt, eine Zeit des Friedens, der Freude und Geschenke. Blicken wir weiter zurück, repräsentiert die Weihnachtszeit etwas ganz anderes. Unsere Vorfahren feierten an diesem Tag die Wintersonnenwende, die Römer ihren Sonnengott, der als „Sol Invictus“ eine bedeutende Rolle spielte. Im alten Rom wurde am 25. Dezember als „Dies natalis Solis invicti“, also als „Geburtstag des Sonnengottes“ ganz groß gefeiert, mit 30 großenWagenrennen im Circus maximus und mit dem Abbrennen großer Feuer. Das frühe Christentum hatte dem wenig ent- gegenzusetzen. Erst anno 217 wagte Kirchen- vater Hippolytos den entscheidenden Schachzug: Er setzte den 25. Dezember als Geburtsfest Christi ein. Bestätigt und tatsäch- lich durchgeführt wurde diese glänzende Idee allerdings erst mehr als 100 Jahre später, im Jahre 354, als der römische Bischof Liberius Christi Geburt offiziell auf diesen denkwürdi- gen Tag festlegte. Von Rom aus verbreitete sich die Feier des Weihnachtsfestes zunächst nach Antiochia in Kleinasien. In Ägypten wurde Weihnachten im Jahre 432 eingeführt, in Palästina, wo lange Zeit das jüdische Tempelweihfest dominierte, erst 634. In Frankreich und Deutschland war dieses Fest noch im 8. Jahrhundert völlig un- bekannt. Erst die Synode von Mainz ordnete 813 die erste Weihnachtsfeier in Deutschland an, wobei man gleichzeitig den Beginn des Kirchenjahres auf diesen Wendepunkt fest- legte. Das Fest sollte zunächst vier Tage lang gefeiert werden; Ende des 11. Jahrhunderts schränkte die Kirchenversammlung zu Kon- stanz die Feierlichkeiten auf drei Tage ein. Hundert Jahre danach tauchte erstmals die Bezeichnung „Weihnachten“ (ursprünglich: „Ze wihen nahten“, zu den geweihten Näch- ten) in einem Gedicht auf. Damit war zwar eine vorchristliche, „geweihte Zeit“ – die Op- ferzeit der germanischen Mittwinternächte – gemeint, aber der Begriff setzte sich in ganz anderem Zusammenhang durch. Heute feiert man die christliche Weihnacht mit Andacht, frommen Liedern und Krippen- spiel. Dahinter verbergen sich noch immer einige heidnische Riten, unter anderem das Aufstellen des „Tannenbaumes“, der seit anno 1700 die enge Beziehung unserer germani- schen Vorfahren zu Bäumen und den Glau- ben an die Schutzkraft des Tannengrün in die Wohnzimmer bringt. Erst im 19. Jahrhundert entstand der Weih- nachtsmann. Die zeitlose Kunstfigur aus der Feder des Malers Moritz von Schwind (1804- 1971) wurde von seinem Schöpfer liebevoll „Herr Winter“ genannt und machte als Sym- bol des liebevoll-autoritären Vaters in einer patriarchalischen Welt so erfolgreich Furore, dass Christkind und Nikolaus immer mehr verdrängt wurden und heute nur noch in we- nigen Regionen die wichtigsten Repräsentan- ten des Weihnachtsfestes sind. Der bärtige Mann im roten Mantel avancierte zum Klassiker. Noch heute begegnet man ihm überall in der Glitzerwelt bunter Gaben, in der die Konsumfreude blüht und auch in schwierigen Zeiten jeden mitreißt in den Sehnsuchts- Strudel der Illusionen von einer schönen, hei- len Weihnachtszeit. Irene Reinecke Eine strahlende Schönheit ist Lübeck, die Weihnachtsstadt. Mit festlichem Schmuck lädt sie ein zum Weihnachtsmarkt Auch das Alte Rathaus im Zentrum von Timmendorfer Strand präsentiert sich wieder in kunstvoller Beleuchtung Fackelwanderung am Travemünder Strand: eine Einladung an alle, die selbst ein Licht in die Festtagszeit setzen möchten Traditionell zur Weihnachtszeit ist auch die Wiederkehr der „TRelche“, also: der Travemünder Elche, die dekorativ aufs Meer blicken

RkJQdWJsaXNoZXIy MTgxMDU=