StrandBlick Oktober 2021

30 StrandBlick Oktober | 2021 Schleswig Holstein FFBQ: Profit-Chancen oder Milliardengrab? Politiker und Wirtschaftsbosse zeigen sich hoch erfreut: Nachdem die Klage der Naturschützer gegen den Bau des Mega- Absenktunnels zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein von oberster Instanz abgewiesen wurde, steht dem umstrit- tenen Projekt wohl nichts mehr imWege. Die Einwohner rund um die Ostseebäder sind mehr als besorgt. „Chancen für die Region ausloten“, lautet das Credo der Projekt-Befürworter. „Tausende neue Arbeitsplätze werden entstehen“, jubi- lierte der dänische Transportminister Benny Engelbrecht. SH-Wirtschaftsminister Bernd Buchholz schwärmte vom „großen Beschäf- tigungs- und Wertschöpfungspotenzial“, und Ministerpräsident Daniel Günther versuchte mit demHinweis, dass das Land 232 Millionen Euro für zusätzlichen Lärmschutz einsetzen wolle, Skeptiker und Gegner des Milliarden- projekts zu überzeugen. Derer gibt es viele. „Bereits anlässlich der Ra- tifizierung des Staatsvertrages mit Dänemark am 3. September 2008 wurden Zweifel an der Sinnhaftigkeit laut“, betont Peter Ninnemann (SPD). „Damalige Kostenschätzungen des Bundes lagen bei ca. 850 Millionen Euro für die Hinterlandanbindung, überwiegend in Ostholstein. Neue Bahntrasse, neue Strassen, neue Bahnhöfe, Schallschutz usw. Zu zahlen von Deutschland. Ein aktualisiertes Nutzen/ Kostenverhältnis fehlt bis heute! Bis zum ge- planten Fertigstellungstermin 2029 muss mit enormen Kostensteigerungen gerechnet wer- den, wie immer bei Großprojekten.“ Einwände gibt es auch von Seiten der aktiven. „Beltretter“, denen sich im Laufe der Zeit etli- che Bürger angeschlossen haben. „Beim Bau des Fehmarnbelt-Tunnels, längster Absenk- tunnel der Welt mit Autobahn und zweiglei- siger, elektrifizierter Bahnstrecke, werden sel- tene und geschützte Riffe zerstört“, mahnen sie. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte zwar alle Klagen gegen das Mammut- projekt abgewiesen, aber dem Land Schles- wig-Holstein den Auftrag erteilt, die Natur- schutz-Frage zu lösen. Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) verkündete „Wir haben un- sere Hausaufgaben erledigt!“. „Erledigt“ heißt: Die Riffe werden zerstört. Durch sie hindurch wird ein 18 Kilometer lan- ger und bis zu 200 Meter breiter und sehr tie- fer Graben gebaggert, um in diese giganti- sche Furche die Betontunnelelemente hinab- zulassen. Dass dabei etliche Fische sterben, vor allem der bedrohte Dorsch, wird in Kauf genommen. Ebenso der extreme Lärmpegel einer „Hinterlandanbindung“ durch idyllische Dörfer, denen die Umzingelung mit Schienen, Fernverkehrsstraßen, Stromtrassen droht. Trübe Aussichten - auch für das Meer. Durch die Bohrungen wird mit einer regelrechten „Verschlammung“ unserer Ostsee gerechnet. Was das wohl für den Tourismus bedeutet? Und: Wem nützt es eigentlich? Die angebliche Zunahme des Verkehrsaufkommens zu un- serem Nachbarland Dänemark ist nicht ein- getreten. Für ein paar tausend Fahrzeuge am Tag würde man sonst nicht einmal eine Um- gehungsstrasse genehmigen. Bislang freuen sich vor allem die Baufirmen über das Projekt, das nach aktuellem Strand rund 7,1 Milliarden Euro kosten soll. Der Start ist erfolgt. Wie es weiter geht wird die Zukunft zeigen. Ein Urlaubstraum, eine Entspannungs-Oase: Unsere Ostsee. Meeresrauschen und feiner Standstrand: ist das alles in Gefahr? Sie haben schon überall protestiert, haben sich mit Matsch eingeschmiert: Die „Beltretter“ setzen alles daran, den Mega-Tunnel zu verhindern Einfahrt in eine zweifelhafte Zukunft: Modellplan zur „Festen Fehmarnbelt- Querung“ mit einem 18 Kilometer-Absenktunnel durch die Ostsee Etliche Bürgerproteste begleiten die fortschreitenden Planungen seit den Anfängen um 2008. Hier eine Demonstration Timmendorfer Bürger

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