StrandBlick Juli 2020

22 StrandBlick Juli | 2020 Timmendorfer Strand Das freundschaftliche Miteinander umfasste nach anfänglichen Schwierigkeiten auch die neu erbaute Siedlung in Klein Timmendorf. In schlichten kleinen Häusern lebten dort Fami- lien, die in den letzten Kriegsjahren aus ihrer Heimat flüchten mussten, zeitweise in Hotels und Pensionen wohnten und die Einwohner- zahl schließlich verdreifachten. Auch die Zahl der Urlauber nahm wieder zu. Was bereits zu Zeiten der Jahrhundertwende von den damaligen Reichen und Schönen im „Geheimratsviertel“ geschätzt wurde, war nun fast jedem zugänglich. Timmendorf avan- cierte zum Kurort; in der 1951 erbauten Trink- kurhalle konnten die Gäste mit Meerwasser gurgeln und nebenan, etwas später im Kur- und Schwimmbad (heute Sea Life) einige er- frischende Runden drehen, bevor sie sich zum Dinner im Restaurant begaben oder ins Nachtleben stürzten. Beliebteste Bar war das „Kuddeldaddeldu“ in der Strandhalle direkt an der ersten Seebrücke im Ort. Das „Ostseebad im Grünen“ blühte auf. Wer hier wohnte fand eine perfekte Versorgung. Im Zentrum um die „Normaluhr’ boten die kleinen, inhabergeführten Geschäfte alles, was man braucht: Fleischerei, Bäckerei, Fisch- geschäft, Obst- und Gemüseladen, Friseur, Ta- bakladen, mit „Kaiser’s“ dann das erste Kauf- haus. Einkauf mit Klönschnack war Kult. Und die Blütezeit hielt an. Mit der „Bäderbahn’, die bereits 1925 auf Fahrt ging, oder mit dem ei- genen Auto kamen die Urlauber aus ganz Deutschland. Der Timmendorfer Platz war Mitte der 50er Jahre so stark befahren, dass der Autoverkehr an den Wochenenden gere- gelt werden musste. Anfang der 60er kam dann der nächste „Boom“. 1963 wurde die Strandallee zur Kur- promenade, 1969 das Maritim-Hotel mit Kon- gresszentrum eingeweiht. Dass hierfür die Strandhalle abgerissen wurde, hat so man- cher Stammgast bedauert. Für die Neubauten musste viel Stilvolles und Vertrautes weichen. Die neue Zeit hat eben ein anderes Gesicht. Manchen ist es zu stark geschminkt, anderen erscheint das Lifting gelungen. Viele interessante Eindrücke aus dieser Zeit finden Sie in dem Buch „Timmendorfer Strand in den Wirtschaftswunderjahren.“ Autor ist der Wahl-Timmendorfer Dr. Heiner Herde, der mit einer beachtlichen Sammlung historischer Fotos das örtliche Archiv aufge- baut und immer wieder neu aufgefrischt hat. in seinem jüngsten Buch präsentiert er rund 200 zumeist unveröffentlichte Bilder aus der bewegten Zeit des Wirtschaftswunders. Dieser liebevoll zusammengestellte Band bie- tet eine einmalige Zeitreise in die 50er- bis 70er-Jahre und ist ein Muss für alle Freunde und Bewohner von Timmendorfer Strand. Erschienen ist das Buch im Sutton-Verlag. Und jetzt gibt es gibt noch eine Möglichkeit, tief in die Geschichte des Ostseebads einzu- tauchen. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens ist eine Chronik erschienen, in der die Ent- wicklung der Großgemeinde Timmendorfer Strand seit ihrer Gründung im Jahr 1945 be- schrieben wird und zugleich auch der archi- tektonische Wandel, die Naturräume und das gesellschaftliche Zusammenleben von den Anfängen bis in die Neuzeit als viel zitierte „Nobel-Destination“ an der Ostsee. Mehr als 20 Personen haben das Projekt mit großem Engagement ehrenamtlich begleitet. Finanziell unterstützt wurden die Herausgeber durch die Wilhelm Brandenburg GmbH & Co. OHG, die Selk-Harder-Stiftung und die Spar- kassen-Kulturstiftung Ostholstein. Die Chronik umfasst 220 Seiten inkl. 55 Seiten Zeitleiste, 91 Abbildungen und drei Karten, kostet 25,00 € und ist in der Tourist-Information Timmen- dorfer Strand im Alten Rathaus, in der Fische- rei- und Hafeninformation sowie in der Tou- rist-Information in der Trinkkurhalle an der Kurpromenade erhältlich. I.R. Fotos: Gemeindearchiv / Archiv StrandBlick Der Immenhof war Kult: Beim „Ball Paradox“ gab’s Damenwahl und viele neue Kontakte. Eine Art „Parship“ aus der Nähe mit Live-Musik Hier ging’s rund: Der Timmendorfer Platz in den 50er Jahren mit der „Normaluhr“ in der Mitte, um die alle Autos kreisten In den Nachkriegsjahren baute man die tollsten Sandburgen. Beim Burgen- Wettbewerb wurden die besten prämiert - wie hier der Rennwagen Der große, dicke Eisbär war der Liebling aller Strandbesucher, und er durfte die Kinder auch gern auf den Arm nehmen

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