StrandBlick Juli 2020

20 StrandBlick Juli | 2020 Timmendorfer Strand Ja, so war’s damals in Timmendorfer Strand Manche Timmendorfer erinnern sich an diesen besonderen Moment: vor 75 Jahren wurde die Gemeinde Timmendorfer Strand gegründet. Gemeinsam mit Klein Timmendorf, Groß Timmendorf, Niendorf und Hemmelsdorf konnte man nach Krieg und Besatzungszeit ganz bescheiden in eine Zukunft starten, die mit viel Erfolg gekrönt werden sollte. „Kommt ihr mit?“ Karl-Heinz und Gisela haben Spiel- und Badezeug gepackt und wollen los, durch den Wald zum Strand. Ihre Eltern sind gerade eingezogen, dafür haben die Nach- barn zwei Zimmer „frei gemacht’ und leben dann eben etwas enger. Was tut man nicht alles für die Gäste! Auch in der Pension ge- genüber kommen gerade Urlauber an und werden von einer gackernden Hühnerschar begrüßt. Der Landwirt hat sein Angebot ge- schickt erweitert, bietet Ferienzimmer, Kaffee- garten und vor allem Eier und Fleisch vom ei- genen Hof. Anfang der 50er Jahre ein beliebtes Geschäftsmodell; Hotels sind teuer und äußerst rar. Umso beliebter ist das fami- lienfreundliche „Provisorium“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kinder. Für die gibt’s ein vol- les und tolles Sommerprogramm. Während der Strand-Star der Fünfziger, ein großer Eis- bär, die ganz Kleinen bespaßt, sind die grö- ßeren Kinder mit dem Bau einer Sandburg beschäftigt. Die wird sorgfältig mit Muscheln geschmückt, für den Burgen-Wettbewerb, da- mals fester Bestandteil des Strandlebens. Bewegung kommt in die Menge, wenn die Glocke der schwimmenden Eisbude klingelt. Da gibt es kein Halten mehr: alle rennen und waten zum Kiosk-Boot und warten geduldig in der Schlange auf das leckere Ferien-Eis. Or- dentlich „action“ gibt’s auch in der Ostsee. Schwimmkurse für die Kleinen am Strand sind ein Muss. Zum krönenden Abschluss be- kommt man als Auszeichnung das „Seepferd- chen“, einen Art Freischwimmer-Pass der die Tage am Strand sicherer macht. Das Seepferdchen ist den Timmendorfern heilig. Das hübsche kleine Wassertier ist nach wie vor offizielles Wappentier von Timmen- dorfer Strand. Damals zierte es so ziemlich al- les, was mit Urlaub zu tun hatte - vom Gast- geberverzeichnis bis zum damals noch nicht allzu üppigen Ferienprogramm. Ein Highlight war das alljährliche Kinderfest. Hier zog man mit Spielmannszug an der Spitze von Nien- dorf in den Timmendorfer „alten Kurpark“. Mit Karussell, Ponyreiten, vielen Spielen und dem Kasperletheater auf der mittlerweile dicht ver- wachsenen Freilichtbühne ist der Spaß ga- rantiert. Auch im Winter ist der Kurpark eine Attraktion: auf den zugefrorenen Teichen flit- zen die Kinder auf Schlittschuhen über das Eis, weit vor den Zeiten des Eislauf- und Ten- niszentrums, das heute bei den Jugendlichen hoch im Kurs steht. Der kleine Park mit seinen Enten und Schwä- nenwar schon damals ein Refugium für alle, denen es am Strand zu voll wurde. In den 50er Jahren gab es so manchen dieser heißen Sommer, den die Strandgäste genießen, die Landwirte verfluchen und die Gäste ausgiebig feiern wollten. Timmendorfer Strand war in den 50er Jahren bodenständig und familiär. Vereine und Ver- bände waren beliebte und wichtige Einrich- tungen mit zahlreichen Mitgliedern. …weiter auf Seite 22 Direkt am Strand lockte die „Strandhalle“ ihre Besucher mit feinen Genüssen und einem sagenhaften Nachtleben im „Kuddeldaddeldu“ Sonnig, hügelig und umkränzt von der dicht bewachsenen Düne: Der Strand in den 50er Jahren im fröhlichem Ferien-Look Im Winter war’s ein bisschen öde: Die Einwohner waren in Timmendorfer Strand unter sich und genossen die Gäste-Pause An der damals noch einzigen Seebrücke legten die Bäderschiffe an. Ausflugsfahrten gehörten zum Urlaub wie ein Bad im Meer

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