Geschwindigkeitskontrolle auf die pädagogisch sanfte Tour: so kann man den fortschrittlichen und vielversprechenden Weg zu mehr Sicherheit auf den Straßen zusammenfassen. Wie das funktionieren soll, das vermittelte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe-Madsen am 2. Mai bei einem Besuch in Timmendorfer Strand.
Autofahrer halten sich in der Stadt eher an eine Begrenzung der Geschwindigkeit, wenn ein sogenanntes Dialog-Display sie mit einem freundlichen „Danke“ belohnt oder einem dezenten „Langsam“ ermahnt. Digitale Anzeigen der Geschwindigkeit reduzieren das gefahrene Tempo deutlich weniger. Das zeigen entsprechende Studien, und nun hat man in der Landesregierung beschlossen, mithilfe dieser „Dialoge“ die Unfallzahlen zu senken.
Gemeinsam mit der Landesverkehrswacht Schleswig-Holstein spendierte das Verkehrsministerium weiteren 100 Kommunen, sogenannte Dialog-Displays. Direkte und emotionale Ansprache der Autofahrenden sorgt laut Studien für eine verbesserte Aufmerksamkeit und die nachhaltige Reduzierung der Geschwindigkeit. Zum Innenleben der Geräte gehört eine Datenbank, die eine genaue Dokumentation des Verhaltens der Verkehrsteilnehmenden ermöglicht. Drei dieser Geräte übergab Verkehrsminister Claus Ruhe-Madsen an die Bürgermeister von Timmendorfer Strand, Kasseedorf und Eutin (Kreis Ostholstein) mit den Worten: „Ich hoffe, dass ihr Ort damit noch verkehrssicherer wird“.
Die Geschwindigkeits-Messtafeln werden zumeist in Ortsdurchfahrten an besonderen Gefahrenstellen vor Schulen oder Altenheimen installiert. Über eine blinkende Tempo-Anzeige verbunden mit lachenden oder traurigen Smileys zeigen die Displays dann an, ob ein Auto korrekt oder zu schnell unterwegs ist. Das Land hat seit 2021 gemeinsam mit der Verkehrswacht 200 Dialog-Displays an die Kommunen verteilt. Da sich deutlich mehr Kommunen beworben hatten, entschied am Ende das Los. Die letzte Verlosung fand Ende 2023 statt. Ein einzelnes Dialog-Display kostet rund 2.000 Euro.
Laut Ruhe-Madsen verfolgt das Land gemeinsam mit der Verkehrswacht das Ziel, den Schutz von Verkehrsteilnehmenden im innerörtlichen Verkehr zu erhöhen. Immer noch müsse man pro Jahr rund 100 Unfalltote in Schleswig-Holstein beklagen, darunter etwa die Hälfte im innerörtlichen Verkehr und auf Landstraßen. Madsen: „Trotz positiver Entwicklung der Unfallstatistik heißt unsere Strategie ‚Vision Zero‘: Wir wollen die Zahl der Verkehrstoten auf null drücken.“
Wie wichtig dazu die Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten ist, zeigt folgendes Rechenbeispiel: Die Gefahr, dass ein Fußgänger im Falle eine Kollision mit einem Kfz bei 30 km/h getötet wird, liegt statistisch bei 18 Prozent. Sie verdoppelt sich bei einer Erhöhung um 10 km/h nahezu und vervierfacht sich bei 50 km/h. Bei Einsatz des Dialog-Displays wurden deutliche und anhaltende Verhaltensänderungen bei den Kraftfahrern beobachtet. Je nach Einsatzort verringerte sich in der Untersuchungsphase die Durchschnittsgeschwindigkeit um 1,8 bis 6 km/h.