Lange hat man darauf gewartet, nun wurde es eingeweiht: Am Freitag, den 22. Mai, wurde das Niendorfer Fischerei- und Hafeninformationszentrum eröffnet. Der Neubau, angelehnt an die typische Form eines Schiffes, wurde mit 226.000 Euro Fördergeldern aus dem Europäischen Fischereifonds unterstützt.
Dieser Blick ist einzigartig: bunte Fischerboote dümpeln auf dem Wasser, Möwen kreisen über den Kähnen, und daneben strahlen schneeweiße Luxusyachten im Sonnenlicht… „Ein schöner Tag“, freuen sich die Initiatoren des Niendorfer Fischerei- und Hafeninformationszentrums, das mit einiger Verspätung nun endlich fertig und wissbegierigen Touristen zugänglich ist. Eigentlich hätte dieser große Tag bereits im August 2014 stattfinden sollen - aber dann kam allerlei Unvorhergesehenes dazwischen, unter anderem eine Kostensteigerung, die die Gemeinde „abfedern“ musste: Die Baukosten liegen bei insgesamt 620.000 Euro, rund 200.000 Euro mehr als geplant.
Dafür hat die Gemeinde Timmendorfer Strand nun eine weitere Attraktion im Niendorfer Hafen, der von 2005 bis 2006 umfassend umgestaltet wurde und dessen ursprüngliches Erscheinungsbild heute zum Teil nur noch Geschichte ist. Eigentlich für die damaligen Strandfischer angelegt, ist „im Laufe der Zeit nun eine einmalige Symbiose zwischen der einheimischen Fischerei, Sport- und Segelboot-Liebhabern sowie dem Tourismus entstanden“, betonte Bürgermeisterin Hatice Kara in ihrer Eröffnungsrede anlässlich der Feierstunde am 22. Mai. Zahlreiche geladene Gäste waren gekommen, darunter der stellvertretende Landrat Timo Gaarz, Tanja Schridde von der AktivRegion Innere Lübecker Bucht e.V. und Dirk Vowe vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein aus Kiel.
Besucher finden im neuen Hafen- und Informationszentrum neben dem Hafenmeisterbüro auch die Gästeinformation, einen Versammlungsraum und eine großzügige Aussichtsplattform, die nun offiziell für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Der absolute Hit für Besucher und Geschichtsinteressierte ist zweifellos die Multimedia-Show: in 3 Computern wird die Geschichte des Niendorfer Hafens anhand historischer Fotos dargestellt, wobei der Betrachter Einblicke in die Ursprünge der Fischerei, aber auch in die Verwandlung des Hafens im Laufe der Jahrhunderte bekommt. Die alten Fotos stammen aus dem Heimatarchiv, geleitet von Heiner Herde, dessen Mitarbeiter unter der Federführung von Hartmut Schwarz eine interessante Übersicht mit vielen originellen Details zusammengestellt haben. So erfährt der neugierige Betrachter zum Beispiel, warum man beim Modernisieren des Hafens ganz bewusst vergessen hat, den etwas pittoresken dunkelgrünen Wohnwagen von Fischer Heinzl Ficht zu entfernen. All das ist Geschichte, und dank dieser Würdigung wird die neue Hafen-Info auch von den Fischern akzeptiert. Den Plan, ihren Hafen mit einer Kneipe noch schicker zu machen, haben sie allerdings sehr entschlossen abgelehnt - sehr zum Ärger des Tourismusdirektors und Kneipen-Befürworters Joachim Nitz, der in seiner Rede entsprechend verschnupft reagierte. „Eine Hafenbar kommt nun eben woanders hin“, betonte er entschlossen; „wir haben noch viele weitere Ideen, um den Niendorfer Hafen noch attraktiver zu machen.“
Die Niendorfer erwarten diese Ideen mit Spannung und auch etwas Sorge. Bei allem Drang zur tourismusorientierten Moderne möchten sie doch ein Stück Heimat behalten - und das nicht nur in alten Bildern auf Multimedia-Bildschirmen, sondern „zum Anfassen“ direkt vor der Tür.
Weitere Infos zur Geschichte der Fischerei bekommen Sie unter fischerleben-sh.de