30 Jahre Mauerfall: Festliches Treffen in Schlutup

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1970
"Wir müssen mehr Verständnis füreinander bekommen, für die Geschichte, für Leistungen und auch für Ängste in Ost und West", appellierte Daniel Günther in seiner Rede an alle Deutschen.
"Wir müssen mehr Verständnis füreinander bekommen, für die Geschichte, für Leistungen und auch für Ängste in Ost und West", appellierte Daniel Günther in seiner Rede an alle Deutschen.

Für man­che der jün­ge­ren Deut­schen ist es viel­leicht ein Tag wie jeder ande­re. Die Älte­ren erin­nern sich dage­gen genau, wo sie waren an jenem 9. Novem­ber 1989, dem Tag, an dem die Mau­er ihre Wir­kung ver­lor. Frei­er Weg über die deutsch-deut­sche Gren­ze: das war lan­ge Zeit nur ein Traum. Mitt­ler­wei­le sind 30 Jah­re ver­gan­gen, und längst ist zusam­men­ge­wach­sen, was zusam­men gehört. Am frü­he­ren Grenz­über­gang Lübeck-Schlut­up wur­de der his­to­ri­sche Tag vom 8. bis zum 10. Novem­ber gefei­ert, mit Musik im Fest­zelt und berüh­ren­den Reden. Rund 6000 Men­schen aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Schles­wig-Hol­stein waren dabei.

Ein beson­de­rer Tag war es auch für Manue­la Schwe­sig, Minis­ter­prä­si­den­tin von Meck­len­burg-Vor­pom­mern, die als gebür­ti­ge Ost­ber­li­ne­rin die Grenz­öff­nung haut­nah mit­er­lebt hat. Gemein­sam mit der Reprä­sen­tan­tin der Grenz­do­ku­men­ta­ti­ons-Stät­te e.V., Ingrid Schatz, begeis­ter­te sie die Gäs­te mit einer emo­tio­na­len Anspra­che, die nur eine Zeit­zeu­gin hal­ten kann. Dani­el Gün­ther, ihr Kol­le­gen aus Schles­wig-Hol­stein, war eben­falls in Schlut­up dabei und ließ es sich nicht neh­men, beim Lin­den­berg-Song „Hin­ter dem Hori­zont geht’s wei­ter“ kräf­tig mit­zu­sin­gen. Gemein­sam posier­ten die bei­den dann mit Tra­bi-Fan Ste­fan Krü­ger aus Güs­trow, der mit einem 26-PS-Vete­ra­nen aus dem Bau­jahr 1989 für die Pres­se. Die Stim­mung war locker, man erin­ner­te sich an die unver­gess­li­chen Epi­so­den des his­to­ri­schen Tages. Fröh­lich fei­er­te man gemein­sam die Zei­ten­wen­de, die damit begann, dass am 9. Novem­ber 1989 um 21.53 Uhr das ers­te Fahr­zeug die Gren­ze in Rich­tung Lübeck pas­sier­te. Es gehör­te Rena­te und Her­bert Ebert, die mit ihrem Lada in den Wes­ten woll­ten. Der Emp­fang war gran­di­os: Begeis­tert begrüß­ten die Mit­ar­bei­ter des Bun­des­grenz­schut­zes die muti­gen Vor­rei­ter in Rich­tung Wes­ten, und der Kon­takt zu Peter Fün­ning, der den bei­den damals einen Blu­men­strauß über­reich­te, ist bis heu­te nicht abge­ris­sen. Beim 30. Jah­res­tag in Schlut­up tra­fen sie sich wieder.

Das waren ver­rück­te, unver­gess­li­che Tage“, erin­ner­te sich Manue­la Schwe­sig; „wir erin­nern uns, wir freu­en uns, wir fei­ern gemein­sam: Zusam­men sind wir Nord­deut­sche. Demo­kra­tie ist die Viel­falt von Mei­nun­gen. Das aus­zu­hal­ten kann anstren­gend sein. Aber es ist auch span­nend.“ Auch wenn nicht alle Erwar­tun­gen der Bür­ger der Ex-DDR erfüllt wur­den, dür­fe sich das Land nicht wie­der spal­ten las­sen, ergänz­te sie. „Wir müs­sen eine Viel­falt an Mei­nun­gen aus­hal­ten und als Schatz sehen.“ - Dani­el Gün­ther appel­lier­te an die Men­schen, man­che Schwie­rig­kei­ten, die noch heu­te bestehen, zu über­win­den: „Wir müs­sen mehr Ver­ständ­nis für­ein­an­der bekom­men, für die Geschich­te, für Leis­tun­gen und auch für Ängs­te in Ost und West. Die­ses Ver­ständ­nis ist die Basis für die gemein­sa­me Zukunft in Deutsch­land. Schles­wig-Hol­stein und Meck­len­burg-Vor­pom­mern gehö­ren heu­te zusam­men - nicht als West und Ost, son­dern als nord­deut­sche Nachbarn.“

Nach­bar­schaft­lich und fröh­lich wur­de gefei­ert, in Schlut­up, in Das­sow, an allen ehe­ma­li­gen Grenz­sta­tio­nen. Die wohl am meis­ten gestell­te Fra­ge an die­sem his­to­ri­schen Tag: „Wie haben Sie damals den Mau­er­fall erlebt?“ rühr­te am Ran­de der Ver­an­stal­tung in Schlut­up den einen oder ande­ren Zeit­zeu­gen zu Trä­nen. Noch immer ist für vie­le die Wie­der­ver­ei­ni­gung ein Wun­der, das sehr emo­tio­nal gefei­ert wur­de und immer prä­sent sein wird - als wohl schöns­ter Tag der deut­schen Geschichte.